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Kapitel 10 Auszeit wird Zeit

Ich lief zuerst durch die laue Abendluft. Ich wollte den Kopf frei bekommen. Es klappte überhaupt nicht. Schließlich schossen mir Gerds Worte durch den Kopf „Wir werden nichts unternehmen, dass Eure Ehe gefährdet“ So oder so ähnlich waren seine Worte. Ich hatte eine solche Wut im Bauch. Ich griff mein Handy aus der Tasche, suchte nach Gerds Nummer und wählte. Ich hörte nur das klicken, dass jemand dran gegangen war, da schoss es schon aus mir raus „Du scheiss, dummes Arschloch, was bildest Du Dir überhaupt ein, Nicht nur, dass Du meine Frau die ganze Zeit fickst, nein, Du wähnst mich noch in dem scheiss Glauben, dass Du unsere Beziehung am Leben erhalten wirst. Nicht nur, dass sie Dir -Ich liebe Dich- in Deine Hackfresse sagt, nein jetzt braucht sie auch noch eine Auszeit von unserer Ehe. Kannst Du selbstherrliches Schwein mir erklären, was an unserer Ehe nicht zerstört ist?“ Im nachhinein wundere ich mich immer noch darüber, dass noch jemand in der Leitung war. Ich hätte nach den ersten Worten schon aufgelegt. Anders als vermutet, meldete sich eine Frauenstimme. „Andy, bist Du das?“ Ich war ganz verstört. „Ja, wer ist da?“ Die Frau am anderen Ende erklärte mir, dass sie Inge sei und Gerd momentan nicht zu Hause. Es erschien ihr aber wichtig, dass ich besser vorbeikommen sollte, was ich dann auch tat. Ich ließ mir die Adresse geben, ging zurück nach Hause um den Autoschlüssel zu holen. Das Haus war schon dunkel. Schlief Sandra etwa schon, nach einem solchen Gespräch? Oder war sie gar weggefahren? Ich entschied mich, dieser Sache nicht weiter nach zu gehen und holte nur den Autoschlüssel und fuhr zu der angegebenen Adresse.

Ich war überrascht. Ich fand ein großes Bauernhaus, etwas abgelegen vor. Ich fuhr auf den Hof und sah mich, als ich auf das beleuchtete Haupthaus zuging um. Ich hatte nicht erwartet, das Gerd Landwirt war. Er machte eher den Eindruck eines Firmenchefs. Ok, genau genommen schien er das ja auch zu sein. Nur auf eine andere Art. Als ich klingelte, machte die attraktive, zierliche Frau aus den Videos auf. „Hallo Andy, komm rein“ begrüßte mich Inge. „Guten Abend. Danke“ entgegnete ich. Wir gingen in das überaus großzügige Wohnzimmer, das mit viel offenem Gefache für Charme sorgte. „Möchtest Du etwas trinken?“ lächelte mich Inge an. „Am liebsten Bier, aber ich muss noch fahren, also lieber Wasser“ gab ich meine Zerrissenheit preis. Inge stand auf und kam kurze Zeit später mit zwei Flaschen Weizenbier wieder. Sie goss uns beiden die Gläser voll und erhob ihr Glas zum Anstoßen „Zur Not schläfst Du im Gästebereich“ Mir war fast alles Recht. Unsere Gläser klirrten und ich zog das halbe Glas auf Ex weg. „Willst Du mir erzählen, was passiert ist?“ lenkte Inge meine Gedanken wieder in eine unbehagliche Richtung. „Erzähl Du es mir Doch. Ihr habt Sandra in letzter Zeit öfter gesehen als ich. Ich bin nur der Arsch, der für die Fehler der letzten Jahre blutet“ sagte ich, obwohl ich es besser denken sollte. Inge beruhigte mich mit sanfter Stimme und konnte meine Aufregung im ersten Moment gar nicht so verstehen. „Ich weiß nicht, was Du glaubst zu wissen, aber Sandra war schon mehrere Wochen nicht mehr hier.“ Mein Blick muss einer der dämlichsten der Welt gewesen sein, denn Inge holte mich mit den Worten „Andy, ist alles gut“ erst in die reale Welt zurück. „Wo war sie dann die letzten Wochen?“ Inge gab mir zu verstehen, dass Gerd und Sandra sich bezüglich der Internet Postings uneinig waren. Sie hatten im Forum einen Mann Namens Mark kennengelernt. „Ist das dieser -Dicke Prügel 78- Typ?“ Inge bestätigte mir meinen Verdacht. Nach dem ersten Treffen sei ein Streit entfacht, da Sandra sich ohne Gerds Freigabe hatte ficken lassen, was klar gegen die Regeln verstieß. Der Streit uferte aus, als sie anfangen wollte Pornoclips ihrer Treffen ins Netz zu stellen. Ich konnte die ganzen Worte kaum glauben. „Wo ist Gerd eigentlich“ fragte ich irgendwann nach. „Der ist auf einem Landwirtschafts-Kongress“ „Das war es dann wohl“ gab ich kleinlaut zu. „Ich hatte die Hoffnung, dass Ihr sie zur Vernunft bringen könnt.“ Mein Kopf ließ ich in meine Hände fallen. „Ich befürchte, sie wird nicht mehr auf uns hören.“ waren Inges Worte, als sie mir über den Rücken strich. Ihre Berührungen taten gut. Nach so vielen Wochen ohne ernst gemeinte Zuneigung, war ich mehr als empfänglich. „Wo kommt denn dieser Mark her?“ wollte ich, warum auch immer wissen. „Aus Leipzig“ erklärte mir Inge. „Das ist weit weg von hier. Wie oft haben sie sich denn getroffen?“ Inge erklärte mir, dass sie von drei treffen genau wisse. Aber sie gehe mal davon aus, dass in den letzten Wochen da noch ein paar dazu gekommen seien. „War sie denn auch über Nacht weg“ fragte sie. „Mehrmals“ antwortete ich „Ich ging davon aus, sie war hier gewesen“ fügte ich wahrheitsgemäß hinzu. Wir tranken noch 3 Weizen und Inge hörte mir zu und half mir, so gut es ging, Licht in mein Dunkel zu bringen. Ich fragte mich, wo sie die Weizen hin steckte. Sie war so zierlich, jede andere Frau wäre vom Stuhl gefallen. Seltsam, über was man sich Gedanken macht, wenn eine Ehe zerbricht.Nicht um die Frau, sondern wie viel Weizen der Gegenüber verträgt. Schließlich brachte mich Inge ins Gästehaus, wo ich schnell einschlief. Es war ein unruhiger Schlaf und der leichte Kater am nächsten Morgen war eigentlich mein kleineres Problem. Es galt eine Ehe zu retten, bei der ich nicht wusste, was mich erwarten würde, bei der ich nicht wusste, wie ich es anstellen sollte, aber was ich wusste, ich wollte sie retten.

Am nächsten Morgen musste ich mich erst kurz orientieren, dann aber wurde mir klar, wo ich mich befand. Ich machte mich frisch und suchte nach Inge. Schließlich fand ich sie auf dem Hof, beim Hühner füttern. „Guten Morgen“ muffelte ich ihr zu. „Guten Morgen, na, ausgeschlafen? Lust auf einen Kaffee?“ trillerte mir Inge entgegen. „Gerne“ gab ich zurück und Inge kam auf mich zu. Wir gingen gemeinsam in die Küche und Inge goss uns Kaffee ein. Auf dem Tisch stand schon Brot, Butter, Wurst, Käse, Marmelade und Ei. „Bedien Dich“ sagte Sie. Ich machte mir ein paar Brote mit leckerer Wurst und aß mein Ei. Irgendwann sah mich Inge neugierig an. „Was willst Du jetzt machen?“ Das war eine gute Frage. Ich schüttelte den Kopf und muffelte ins Brot „Keine Ahnung“ „Das sind oft die besten Pläne“ lachte mir Inge entgegen. Ich kaute zu Ende bevor ich ihr entgegen brachte „Nein ganz ehrlich, ich habe keinen Ansatz, wie ich Sandra erreichen kann. Sämtliche Grundlagen unserer Ehe wurden aufgehoben.“ Inge dachte nach. „Vielleicht bekommst Du sie über die Kinder“ Ich grinste, „Super Idee, hatte ich auch schon, die seien alt genug“ Die Antwort hatte Inge nicht erwartet und antwortete mit „UPS“ Wir redeten noch lange über die bescheidene Situation und Inge gab mir wertvolle Tipps. Letztlich änderte dies aber nichts an der Situation und ich schrieb meiner Frau die Nachricht „Wie stellst Du dir die Auszeit vor, wer zieht aus?“ Ich half Inge noch eine Zeit auf dem Bauernhof, da ich nicht alleine sein wollte. Abends bot mir Inge noch an, da zu bleiben, was ich jedoch ablehnte. Da ich von Sandra nichts weiter gehört hatte, ging ich erstmal davon aus, dass unser Haus weiterhin mein zu Hause sein kann.

Zeit war es, die ich nun zu genüge hatte.Zuerst hatte ich Zeit, um meinen Kindern alleine die aktuelle Situation erklären zu können. Es war nicht einfach und bedurfte viel Argumentation, aber letzten Endes hatte ich Sandra nicht als totales Arschloch stehen lassen. „Ihr hattet uns gesagt, genau das wird nicht passieren“ wand meine Tochter unter Tränen ein. „Schatz, es läuft nicht immer nach Plan. Ich werde nicht aufhören, um Mama zu kämpfen, jedoch habe ich in der Vergangenheit sehr viel falsch gemacht. Es wird nicht einfach.“ „Ich wusste gleich, das es in die Hose geht. Oh mann“ gab mein Sohn zum Besten. Wir redeten noch kurz über die Situation und dann lies ich die beiden alleine. Ich wollte nicht mehr über Sandra reden. Ich ging in die Kneipe und spülte meinen Frust runter. Ich erhielt an diesem Abend keine Antwort mehr von Sandra.

Eigentlich hätte mich die Arbeit am nächsten Tag abgelenkt und auf andere Gedanken gebracht. Ich meldete mich jedoch krank. Mein Hausarzt hatte ich die Situation erklärt, worauf er mich eine Woche krank schrieb und ich somit genug Zeit hatte, meine Situation und Gedanken zu klären. Zu Hause angekommen, legte ich mich erst einmal auf das Sofa um mich ein wenig zu entspannen. Über eine halbe Stunde bemerkte ich nichts, bis ich plötzlich Geräusche hörte. Ich ging hoch und fand Sandra, die am packen war. Sie sah recht gut aus. Sie trug Jeans und einen Wollpulli. Die Haare waren zu einem Zopf gebunden und sie war nur dezent geschminkt. „Oh, Du bist es“ sagte ich. „Warum bist Du nicht an der Arbeit“ fragte sie. „Fühle mich nicht nach Arbeit. Du packst?“ Sandra nickte still „Dann schließe ich daraus, das die Kinder und ich hier bleiben können“ Sandra wand ihren Blick ab und nickte stumm. „Ok, Danke. Das ist sehr nett von Dir“ Sandra warf ihre Dildo-Sammlung in eine Tasche. „Du wärst wortlos gegangen?“ fragte ich meine Frau. „Nichts was ich sagen könnte, würde Deine Irritation vermindern.“ sagte sie mit abgewandten Blick. Mehrere Minuten sagte sie nichts weiter, während sie geschäftig packte. „Ok, ich bin unten, wenn Du mich brauchst“ merkte ich an und verließ die beklemmende Stimmung. Ich setzte mich auf das Sofa und wartete. Ich weiß nicht worauf, aber es erschien mir falsch zu gehen. Es erschien mir auch falsch, den Fernseher an zu machen. Ich musste diesen Moment ungetrübt wahrnehmen. Irgendwann klingelte es an der Tür. Ich öffnete sie gerade, als Sandra mit dem Satz „Ich mach schon auf“runter kam. Ein Mann mitte dreißig stand vor der Tür. Er sah mich erstaunt an. Mein Blick zu Sandra zeigte mir, dass ihr die Situation peinlich war. „Mark, das ist mein Ehemann. Andy, das ist Mark“ machte uns Sandra bekannt. Ich nickte stumm, trat aber von der Tür zurück und ging ins Wohnzimmer. Aus dem Augenwinkel entdeckte ich einen flüchtigen Kuss. Die beiden gingen hoch. Es dauerte nur wenige Momente, bis Mark voll bepackt wieder nach unten kam und raus ging. Dieses Schauspiel wiederholte sich 3 mal, bis plötzlich Sandra vor mir stand. Hinter ihr wartete dieser Mark. „Wartest Du bitte draussen auf mich“ bat sie ihn. Ich stand auf und ging Sandra entgegen. Mark verließ währenddessen wortlos das Haus. „Wir sind fertig, vorerst. Es wäre schön, wenn der Rest erstmal hier bleiben kann.“ sah mich meine Frau mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte. „So lange Du willst“ versuchte ich die Spannung zu nehmen „Du weisst, dass es nicht sein muss.“ Sandra nickte „Doch Andy, es muss sein.“ unterbrach sie mich. „Wo gehst Du hin?“ fragte ich. Sandra erklärte mir, dass sie vorübergehend zu Mark nach Leipzig ginge, langfristig plane sie aber Berlin. „Berlin. Wow. Es gibt wenige Städte, die noch weiter weg sind“ merkte ich an. „Andy….“ begann Sandra einen Satz. Ich legte ihr den Finger auf die Lippen. „Ich werde Dich immer lieben. Wenn Du nicht weisst wohin, wenn Du es Dir anders überlegen solltest. Du bist hier jederzeit willkommen.“ Egal was ich sagte, es konnte sicher nichts ändern. Aber ich wollte, dass sie das wusste. Sandra verlor sich in einem Gedanken. „Würde es sich falsch anfühlen, wenn wir uns zum Abschied nochmal drücken?“ fragte ich frei raus, denn ich wollte sie gerne nochmal spüren. Sandra überlegte länger, als ich es vermutet hatte. Es schien sich für sie falsch anzufühlen. Sie schüttelte wortlos den Kopf und kam auf mich zu. Wir umarmten uns. Ich roch ihre Haare. Ihr Parfüm. Ich verlor mich in Gedanken. All das, was sich jahrelang als selbstverständlich anfühlte, was ich täglich roch, würde ich nun, zumindestens vorerst, verlieren. Ich genoss jede Sekunde. „Ich hoffe, das war nicht das letzte mal“ sagte ich und wand mich von ihr ab. „Leb wohl“ sagte ich, als ich in die Küche ging. Sandra ging wortlos. Ich weinte lange an diesem Tag. Meine Tochter kam zwischendurch zufällig nach Hause. Als sie mich sah, tröstete sie mich und redete lange mit mir. Nachdem sie zu ihrem Freund gegangen war, ging ich ins Schlafzimmer. Hier ging ich noch einmal unter. Ich verfiel in Tränen. Sicher hatte ich in den schlechten Zeiten mal darüber nachgedacht, wie ein Leben ohne Sandra wäre. Es kam mir machbar vor. Doch jetzt, brach meine Welt inzwei. Ich habe sicher über eine halbe Stunde geweint, ehe mich mein Handy aus der Trauer riss. „Ja bitte“ meldete ich mich leicht genervt. „Andy, bist Du es? Hier ist Inge“ hörte dich eine Frauenstimme „Ja, ich bin es“ „Wie ist es gelaufen?“ wollte Inge wissen „Sie ist weg“ antwortete ich knapp. „Soll ich vorbei kommen“ fragte sie. „Danke das ist nett, aber heute muss ich erstmal alleine klar kommen. Morgen können wir gerne einen Kaffee trinken“ entgegnete ich ihrem netten Vorschlag. Wir redeten noch kurz und verabredeten uns für den Folgetag. Den Rest des Abends verbrachte ich alleine mir Bier.




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