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Sara Teil 3

Es war für mich ein kleiner Schock, mit der Möglichkeit hatte ich nicht gerechnet. Aber vielleicht hatte ich mir mein Leben lang eine falsche Vorstellung davon gemacht, was eine Frau wie Rebecca war. Warum sollte sie sich nicht mit mir unterhalten, wir keinen Spaß miteinander haben, wenn auch auf anderer Weise. Langläufig würde es darauf hinlaufen, dass einer von uns sagte, dass wir trotzdem gute Freunde bleiben wollten. Ein Standardsatz, den ich oft gehört hatte, meistens nach einer Trennung. Dazu gekommen war es nie. Hier sah ich es ähnlich. Ich hatte mir anderes vorgestellt, ging nicht in Erfüllung. Damit musste ich leben.

„Ich hoffe du bist nicht zu sehr enttäuscht?“, fragte sie mich, als sie meine Verwunderung bemerkte, sich vorstellen konnte, was gerade in mir vor sich ging.
„Ich konnte es dir nicht vorher sagen, habe befürchtet, dass du sofort den Kontakt zu mir abbrichst. Es wäre schade. Das Training mit dir zusammen macht viel mehr Spaß als dort alleine die Übungen abzureißen. Ich würde mich freuen, wenn es dabei bleibt!“
Damit hatte sie recht, auch wenn meine Gefühle gerade anderes sagten. Ich war enttäuscht, wobei Rebecca nichts dafürkonnte. Ich hatte mir zu viel ausgemalt, nicht erkannt, dass es anders sein könnte. Meine kleine zusammengebaute Welt, war in diesem Moment zusammengebrochen.
Daher blieb ich eine Woche vom Training fern, Wundenlecken. Ich musste mir darüber klar werden, was ich wollte. Die Entscheidung war einfach. Ich ging hin, ließ es auf mich zukommen. Pläne wollte ich keine machen.
Es war seltsam, als wir das nächste Mal aufeinandertrafen. Wie meistens, auf dem Laufband.
„Alles in Ordnung?“, fragte Rebecca mich und lief langsam neben mir her.
„Alles gut!“, bestätigte ich es ihr und sah sie kurz an. Sie lächelte süß und ich konnte nicht anders, meine Lippen verzogen ich ebenfalls nach oben.
„Das ist schön. Ich hatte schon gedacht, ich würde ich verlieren. Es wäre schade drum gewesen!“

Beide stellten wir die Geschwindigkeit höher und es begann eine Art Wettkampf, wer am schnellsten, am weitesten laufen konnte. Wie stöhnten und hechelten nach Luft, wollen keine Schwäche zeigen. Das endete, wie es kommen musste. Ich konnte einfach nicht mehr mithalten, hatte nicht die Fitness von Rebecca. Keuchend stellte ich langsamer, hielt das Band an und blieb tief einatmend stehen, bemerkte, dass es ihr nicht viel besser ging. Schweiß rann ihr über die Stirn, das Shirt zeigte hinten am Rücken, entlang der Wirbelsäule, einen dunklen Streifen. Als sie merkte, dass ich verloren hatte, stellte sie ihr Band langsamer, lief aus.
„Wow, wenn wir das öfters machen, können wir bald zu einem Langstreckenlauf!“, sagte sie und hielt an.
„Neee, danke, das muss wirklich nicht sein. Kann ich gut drauf verzichten. Machen wir es anders. Du läufst und ich fahre mit dem Fahrrad nebenher. Dann kann ich dich antreiben!“, schlug ich vor, Rebecca war davon nicht begeistert.
„Das könnte dir so passen. Daraus wird nichts!“, erklärte Rebecca und zog ihr Shirt hinten hoch, versuchte mit ihrem Handtuch an ihren Rücken zu kommen. Ich kam zu ihr herüber, nahm es ihr aus der Hand und rieb sie langsam und gefühlvoll trocken. Sie beugte sich dabei ein wenig herunter, damit ich besser herankam.
„Sehr schön, schade, dass du keine Frau bist!“, meinte sie lachend, als ich damit fertig war.
„Schade, dass du keine Männer magst. Die Stellung war nicht schlecht. Dein Po sieht sehr verführerisch aus, wenn du dich vorbeugst!“
Rebecca drehte sich um und grinste übers ganze Gesicht. Sie war über meine Anspielung nicht sauer, die Fronten waren geklärt. Daher lachte sie und knuffte mich in die Seite.
„Das könnte dir so passen. Dafür musst du dir eine andere suchen. Zum Beispiel die da!“, meinte sie und nickte in eine bestimmte Richtung, um nicht mit dem Finger auf die Person zeigen zu müssen. Es wäre zu auffällig gewesen.

Ich folgte ihrem Wink und sah eine Dame mittleren Alters, die wenige Meter von uns weg trainierte. Sie hatte, was ein Mann sich meistens wünschte. Eine gute, weibliche Figur und war durchtrainiert. Dazu kam, dass ihre Oberweite nicht zu verachten war. Große, runde Brüste wölbten sich unter ihrem engen Shirt hervor, bewegten sich rhythmisch bei ihrer Übung, trotzten der Schwerkraft. Sie war braun gebrannt, vielleicht einen Hauch zu viel. Trotzdem sah es gesund aus, nicht wie bei einigen anderen, deren Haut gelitten hatte, wie trockenes Leder aussah.
Zusätzlich war gut zu erkennen, dass sie viel Wert auf ihr Äußeres legte. Selbst von Weitem konnte ich ihre längeren Fingernägel erkennen, die darauf schließen ließen, dass sie professionell gestaltet worden waren. Die Farben ihrer Augen und Lippen, waren entsprechend abgestimmt.
In Schweiß durfte die Dame nicht kommen, es hätte ihr Äußeres in Unordnung gebracht.
„Wie kommst du darauf, dass die was für mich wäre?“, fragte ich leise und Rebecca lachte.
„Weil sie dir immer auf den Arsch sieht, wenn du mit mir sprichst. Du hast keine Augen im Hinterkopf. Außerdem bekommt man viel zu hören, wenn man im Ladygym ist. Du glaubst gar nicht, was dort gelästert wird. Ich könnte dir Storys erzählen, die würdest du nicht glauben. Als du angefangen hast, wurde auch über dich gesprochen, was glaubst du denn. Nicht alle Frauen sind ausschließlich zum Training hier!“
Ich sah kurz zu ihr herüber, hatte gedacht, dass sie es nicht bemerken würde, hatte mich getäuscht. Sie nickte mir zu, setzte ein freundliches Lächeln auf.
„Siehst du!“, meinte Rebecca, die es mitbekommen hatte, und schmunzelte breit.
„Übrigens, sie hat erzählt, dass du ein leckerer Happen bist, von dem sie gerne mal probieren würde!“, flüsterte Rebecca mir zu und ich sah sie entgeistert an.
„Das hat sie dir gesagt?“, fragte ich neugierig und Rebecca schüttelte ihren Kopf.
„Nicht zu mir, zu ihrer Freundin. Ich kann meine Ohren nicht einklappen und die Damen sind nicht gerade leise, wenn sie sich amüsieren!“, hauchte Rebecca mir zu und grinste mich breit an.
„Wenn du mit ihr alleine bist, könntest du dich ihr ja mal vorstellen. Übrigens, montags kommt sie schon sehr früh, ist meistens gegen fünf Uhr hier, dann ist nicht viel los. Denke mal drüber nach!“
Um ehrlich zu sein, war es das erste Mal in meinem Leben, dass mir eine andere Frau einen solchen Tipp gab und ich war erstaunt darüber.

„Wie sieht es aus. Wollen wir heute Nachmittag einen Kaffee trinken gehen? Ich hätte Lust dazu!“, fragte Rebecca mich übergangslos und ich brauchte einen Moment, um ihren Gedanken folgen zu können.
„Gerne, um vier wäre nicht schlecht. Treffen wir uns bei meinem bevorzugten Laden!“, schlug ich vor und erklärte Rebecca, wo er war. Sie war damit einverstanden und wir gingen zusammen Richtung Umkleide, zogen uns getrennt voneinander um. Rebecca war genauso schnell wie ich, daher trafen wir zusammen, als wir die Räumlichkeiten verließen. Dabei fiel mir auf, dass die Dame nicht mehr am Trainieren war. Wahrscheinlich war sie nach unten gegangen, an den Maschinen. Als wir das Studio verließen, sah ich sie nicht, machte mir keine Gedanken darüber.
„Bis nachher!“, verabschiedete ich mich von Rebecca und wir gaben uns Küsschen auf die Wangen. Eine der wenigen Gelegenheiten, bei der ich es tat. Normalerweise war ich kein Mensch dafür.

Um vier war ich, wie erwartet, am Kaffee, traf auf Rebecca, die gerade um die Ecke kam. Sie war pünktlich, eine Sache, die mir außerordentlich an ihr gefiel. Zusammen gingen wir in das Lokal, fanden abseits einen Tisch für uns, der groß genug war. Hier setzten wir uns hin und warteten auf die Bedienung.

„Nett hier!“, meinte Rebecca und sah sich interessiert um, betrachtete die Menschen, die um uns herum saßen.
„Ja, ich komme gerne her. Ist gemütlich, der Kaffee ist auf einer Seite nicht zu stark, auf der Anderen sieht man den Boden nicht. Genau das Richtige. Ein ehrliches Getränk ohne viel Schnickschnack!“
„Interessante Menschen hier!“, vermerkte Rebecca, während sie in die Karte sah, jedoch mehrmals über den Rand schielte.
„Ein Schmelztiegel. Ich mag es gerne, hier ist immer was los. Ob jung oder alt, arm oder reich. Ein einfaches, sauberes und gemütliches Kaffee, nichts Überdrehtes, wie in manchen Großstädten. Trotzdem bekommt man hier alles, was man dort auch bekommen würde.
Du schaust dir gerne Menschen an oder?“, fragte ich Rebecca, bei der es auffiel, dass sie wenig in die Karte sah.
„Ja, sehr gerne. Ich liebe das. Was hältst du von der Frau dort drüben?“, flüsterte sie mir zu und ich sah unauffällig herüber, betrachtete sie einen Moment aus dem Augenwinkel.
„Hübsch!“, erklärte ich kurz und sah danach Rebecca an.
„Einfach nur hübsch, nichts mehr? Fällt dir denn nichts bei ihr auf, irgendwas, was sie besonders macht?“
Ein erneuter Blick, diesmal einprägender, wurde von mir geworfen.
„Tolle, lange Beine!“, bemerkte ich. Die Frau trug einen kurzen Minirock, daher kamen sie mir länger vor, als es normal war.
„Jepp, sehr schön, gut gepflegt. Eine tolle Frau!“

Die nächsten zehn Minuten ging Rebecca viele der Damen durch, die in dem Lokal waren, und man konnte ihr anmerken, dass es ihr Spaß machte. Für mich war es ungewohnt, in Anwesenheit von ihr, über dieses Thema zu sprechen. Ich gewöhnte mich jedoch schnell daran, hatte, wenn man es genau sah, dieselben Interessen. Ein Vorteil bei Rebecca, den ich nicht von der Hand weisen konnte.

Das Lokal war überfüllt, daher dauerte es länger, bis die Bedienung an unseren Tisch trat. Ein süßes Mädel, die mir oft aufgefallen war. Ich mochte sie, war eine fröhliche, nette Person, machte mir gute Laune, wenn ich sie sah.
„Einen Pott Kaffee und was möchtest du?“, fragte ich Rebecca, die wie weggetreten erschien, ich musste meine Frage wiederholen, damit sie reagierte.
„Eine Latte Karamell bitte!“, bestellte sie nach Sekunden und sah der Kellnerin hinterher, als diese sich von unserem Tisch entfernte.
„Hast du das gesehen?“, fragte Rebecca mich und ich wusste nicht gleich, worauf sie hinaus wollte.
„Was?“, sagte ich kurz, sah mich um, ob irgendwo etwas Besonderes passiert wäre.
„Die Kellnerin!“, flüsterte Rebecca und ich nickte.
„Natürlich habe ich sie gesehen. Ein hübsches Mädel, immer freundlich. Sie ist schon lange hier, heißt Sara!“, erklärte ich und Rebecca wiederholte den Namen, als wenn es etwas Besonderes gewesen wäre.
„Sara!“, hauchte sie, sah mich verträumt an, ohne mich zu erkennen. Sie schien in einer anderen Welt zu sein.
„Ein wunderschöner Name, passt zu ihr!“, schwärmte Rebecca, und als Sara mit unseren Getränken kam, konnte sie ihren Blick nicht von ihr lösen.
Ich bezahlte sofort, damit wir nicht zu lange warten mussten, wenn wir gingen. Daher blieb Sara länger bei uns am Tisch stehen, bedankte sich höflich für das reichliche Trinkgeld, dass ich ihr gab. Ich tat es gerne für freundliche Menschen, die es verdient hatten.

Als Sara ging, schaute Rebecca ihr verträumt nach, schüttelte ihren Kopf, als wenn ihr ein Schauer über den Rücken gelaufen wäre, bis sie außer Sicht war.
„Sie ist wunderbar, ihre Stimme gefällt mir, die braunen, weichen Augen, die Haare. Bei ihr stimmt alles, sie ist herrlich!“, schwärmte Rebecca und ich musste grinsen.




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