II TEIL Johannas rosa Tagebuch – 25 august
Moschusrose im Lilienpark.
Es ist Mittagspause, und ich versuche die viel zu kurze Zeit zu nutzen. Um den unterbrochenen Eintrag weiter zu führen. Den ich heute Morgen, noch vor der Arbeit in unserer Boutique begonnen habe. Ich weis liebes Tagebuch, wenn du mir antworten könntest, würdest du sicher mir sagen, das ich schneller auf den Punkt kommen würde. Wenn ich nicht immer so ausschweifend, alles umschreiben würde. Aber ich kann nicht anders. Egal wie sehr ich mich bemühe, schneller und direkter das Ziel, das Ergebnis, anzusteuern, umso verwickelter und verdrehter werden mir meine Gedanken. Es ist wie ein Fluch. Wenn ich mir fest vornehme nur das Wesentliche zu schreiben. Und mir sogar in meinem Kopf, den Text klar kurz und knapp vorformuliere, und ich es nur noch nieder schreiben müßte, dann schießen mir die üppigsten, blumenreichen, verführerischsten Bilder wie Pfeile durch meinen Kopf. Und lassen mich solange nicht los, bis ich das ganze Bild so beschrieben habe wie ich es sehe.
Hier in dem kleinen romantischen Hinterhofgarten im abgeschlossenen Teil unseres Firmenhauses läßt sich die Hitze gut aushalten. Der hübsche achteckige orientalisch anmutender Brunnen plättschert leise vor sich hin und gibt in Verbindung mit den großen Kübelpflanzen ein erfrischendes natürliches Klima. Ich mag es sehr mich hier in diese kleine Clublounge Sitzecke zurück zuziehen. Meine anderen Kolleginnen und der Chef kommen selten hier raus. So bin ich auch jetzt ganz für mich alleine und ungestört. Wenn man das blöde Handy nicht mitzählt.
Meine Gedanken fliegen wieder zurück. Gestern Abend kurz vor Feierabend. Wir hatten den Nachmittag keine Kundentermine mehr gehabt. Der ALTE Chef hat sich mit ein paar Freunden im Biergarten verabredet. Ich hatte die verbleibenden Kolleginnen ein bisschen früher nach Hause geschickt. Es war nichts mehr unbedingt zu machen. Was nicht Zeit hätte, und bei diesem herrlichen Wetter, können sich die beiden auch ihren Lieben widmen, so dachte ich mir. Mein eigener süßer Ehe-Schatz war leider, wie üblich ohnehin nicht in der Stadt. Und so hatte ich es nicht besonders eilig. Nach Hause zu kommen. Aber weiter arbeiten, so ganz alleine wollte ich auch nicht. Meine innere Hitze war wie ein sehnsüchtiges Feuer , das mich irgendwo hintrieb. Doch wohin sollte ich gehen.
Da kam der kleine Garten an der Uferpromenade in den Sinn. Dort wo die versteckten Bänke in blühenden Hecken wie natürliche Lauben in dieser Jahreszeit sind. Und es war mir egal. Sowohl das ich alleine war und ob wir noch viele Terminarbeit im Laden abzuarbeiten haben oder nicht. Es ist normal. Bei mir türmt sich immer die Arbeit und Projekte. Bei uns im Atelier gibt es immer etwas zu tun. Aber unsere Kunden haben noch immer ihre Bestellungen Termin gerecht erhalten.
Es war ein anderer Abend als sonst. Ich spürte diese immer wieder auflodernde, intensive Hitze in mir glühen. Eine innere pulsierende Flamme. Die nicht auf Grund von äußerlichen Temperaturen in mir entfacht war. Ich kenne das schon immer bei mir, dass mir mein Körper Signale sendet.
Ich bin wohl da sehr spirituell orientiert und höre mit feinen Antennen was mein Körper mir für Botschaften schickt. Diese Botschaft gestern war heiß, feucht, glühend und wie ein kurz vor der Explosion stehender Vulkan.
Das merke ich wenn mir die Knie zittern und weich werden, obwohl es nicht an den ständigen rumstöcklen in High Heels liegen kann, das bin ich trainiert. Auch wenn mein weißer Busen, noch stärker anschwillt als sonst, mit diesem typischen leicht schmerzhaften Ziehen, bis in den klopfenden Kranz meiner Vorhöfe. Die großen Nippel sich wie aufrechte Elitesoldaten hart aufstellen. Und ich jede Berührung am BH oder Blusenstoff verstärkt als erregendes Reiben empfange. Der Bauch fühlt sich an wie unter rosa Wolken gesetzt und die verrückten Schmetterlinge beginnen sich in einem Strudel zu drehen. Im schnellen oder wieder langsamen Wechsel rechts und links herum wie ein sich in den Unterbauchbohrenden Kreisel bis zu meinen Unterleib.
Dort kommen diese ganzen Empfindungen zusammen und strömen gleichzeitig von dort wieder aus. Im Ping Pong mit Verstand Herz und Gefühl. Es ist kein unangenehmes Gefühl, auch wenn es immer ein bisschen so ist als wäre mir schlecht.
Es ist wie eine Droge, die mein Körper von selbst ausschüttet und ich kann es nicht verhindern. Das Grundgefühl ist nicht wirklich neu für mich, nur gestern war es wiedermal besonders stark. Ich weis das ich dann meine fruchtbaren Tage habe. Und mein Wunsch schwanger zu werden, sich dann regelrecht sich als körperliches Gefühl wie eine Brandungswelle in mir weiter und weiter ausbreitet. Ich spüre diesen körperlichen Hunger nach Berührung, bei jeder Tätigkeit, in jedem Moment, und in jeglicher Situation eines solchen Tages.
Mein Umfeldes verstärkt das natürlich noch. Unser Luxus Atelier, die Party-Mode, die Privaten- Kunden, das alles ist ziemlich über sexualisiert und wir sind wie ein permanenter erotisierender Hexenkessel einer Bar. Nur mit dem Unterschied das hier die Gefühle zwar hoch gekocht werden. Aber, vernascht, verspeißt und gegessen wird wo anders. Mein Chef hat so seine Lieblinge, bei den Modells oder meinen Kolleginnen. Diese wiederum, haben jede für sich einen ganzen Pool an netten Bekanntschaften jeglicher Art.
Aber ich bin das unnahbare Luxus Küken. Ich bin wie in einer Art Glasglocke. Da ich die unberührbare Schwiegertochter des ALTEN Chefs bin, habe ich so eine Art Tabu-Mantel um mich herum. Es stimmt einerseits selbst angezogen, andererseits aus Familien sittlichen Gründen aufgedrängt bekommen.
Johanna ist die unnahbare und unberührbare Jungfrau. Dieser Fluch haftet mir schon seit frühester Teenagerzeit an. Und ich tue auch nach außen in meiner zickigen, arroganten hochnäsigen Fassade alles dafür dass ich diesem Rollenzwang gerecht werde.
Nach außen soll meine hübsche Fassade sinnlich schön, verführerisch, sexy, weiblich, animierend und anziehend sein. Aber mehr nicht. Ich muß als strenge junge Juniorchefin immer die harte und frigide Jungfer heraus kehren. Das ist in dieser Familie für die jungen Frauen, sozusagen der aufoktroyierte Familiencodex. So wie mein mädchenhafter Eheschatz, in seinen innersten Gefühlen, gerne das Klischee des schwulen Modejungen haben kann. Nur nach außen Macho. Er muß heiraten und Nachkommen zeugen. Mehr ist seine Aufgabe nicht.
Ach liebes Tagebuch, das klingt jetzt schon wieder so beschwerend, das wollte ich gar nicht. Nein im Gegenteil ich bin total zufrieden, glücklich und fühle mich genau richtig da und wie ich hier stehe. Wenn nur diese inneren Regungen nicht wären. Ich komme mir vor wie eine dressierte läufige Hündin. Die seit Wochen keinen Sex hatte, aber ihr ständig die prachtvollsten stärksten Rüden vor der Nase geführt werden.
Na was soll ich sagen, in dieser Stimmung, machte ich mich daran Feierabend zu machen. Ich schaute mich noch mal im großen Kundenspiegel an. Und es gefiel mir was ich sah.