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Yja Teil IV

Vorwort

Es hat ein wenig gedauert. Dafür ist es auch ein wenig mehr geworden. Und auch hier sollte man die vorherigen Teile gelesen haben. Und man sollte keine Angst vor Romanen haben.

Teil I:
Teil II:
Teil III:
C

Deutlich war das Summen des Vibrationsalarms zu hören gewesen. Und die kleine LED blinkte im ansonsten dunklen Raum, blinkte fast schon hektisch. Ich war mir nicht sicher, aber das musste bedeuten, dass es mehrere Nachrichten waren. Gerade war ich dabei, Hoffnung zu schöpfen. Oder zumindest zu verdrängen. Da schlug das Schicksal wieder zu. „Yja“ stand als letzte Nachricht da und ich war immer noch keinen Deut weiter. Gut, die letzten 20 Minuten oder so hatte ich mich auch wenig darum gekümmert. Ich hoffte, dass es wenigstens 20 Minuten waren. Mir kam es wie eine Ewigkeit vor, dass Sonja hier vor mir kniete und mir meinen Schwanz blies. Vielleicht waren auch seither 5 Minuten vergangen. Für mich war es aber ein Ritt durch den Himmel und jetzt starrte ich auf die blinkende Hölle vor mir.
Ignoriere es einfach, sagt ich mir. Dein Leben geht noch früh genug den Bach runter. Geh zu Sonja, kuschle dich an sie und bleibe deinem Vorsatz treu, alles wieder gut zu machen. Oder besser als jetzt. So gut es eben geht. Also drehte ich mich in der Dunkelheit herum und bewegte mich durch den mittlerweile ebenfalls in mattes Schwarz getauchten Flur ins Schlafzimmer.
Sonja lag schon wieder im Bett. Ich musste länger im Wohnzimmer gestanden haben, als ich dachte. Sie hatte ihren Schlafanzug an, den mit den kleinen Teddybärchen. Das mochte in ihren Augen romantisch aussehen, verströmte aber einen Sexappeal wie ein Überraschungsei. Wenn sie darin schlief, mochte ich sie gar nicht auspacken. Höchstens schütteln und sie fragen, warum sie nichts Heißes zum Schlafen tragen kann. Nun ja, mein Pyjama war sicher auch nicht der Traum aller schlaflosen Ladys. Aber nicht aufregen. Ihr hattet euren Spaß und sie schien schon eingeschlafen zu sein. Also keine Runde zwei. Nicht vermessen werden. Sei froh, dass du überhaupt die erste Runde Sex bekommen hast. Am Rest konnte man arbeiten.
Fast automatisch schlug ich die Decke zurück, glitt auf meine Seite des Bettes und schmiegte mich so sanft wie möglich an meine Frau, um sie nicht aufzuwecken. Was mir nicht gelang. Eine Latte des Rosts knackte und Sonja öffnete verschlafen ihre Augen.
„Oh, da bist du ja, …“, kaum hörbare Worte.
„Ja, …“
Worte? Wo waren all die Worte, die sich Verliebte nach einem so innigen Moment teilten? Sollte ich ihr nicht ins Ohr hauchen, wie erotisch sie sei, wie sehr ich sie liebte, wie schön es mit ihr wäre … Aber alles, was meine Lippen verließ, was ein ebenso leises „Ja“ als Antwort auf ihre Feststellung.
„Nicht böse sein, ich habe morgen einen harten Tag und ich bin jetzt so schön müde“, wie zur Bestätigung gähnte sie zwischen den Worten immer wieder. Ihren Satz vervollständigte sie dann nicht mehr. Sie drehte sich nur auf die Seite und ihr gleichmäßiger Atem ließ mich vermuten, dass sie schon wieder mehr in Morpheus‘ als in meinen Armen lag. Verkehrte Welt! Sie drehte sich nach dem Sex um und schlief und ich lag wach? Aber genau das passierte gerade. Ich lag wach. Aufgewühlt. Unfähig, zur Ruhe zu kommen. Immer wieder lief dieser Tag an mir vorbei. Dieser Tag, den ich nicht verstehen, nicht fassen, nicht in meinem Kopf einordnen konnte. Und je mehr ich zu verstehen versuchte, was da vor sich ging, was in den letzten Stunden mit meinem Leben und mir passierte, um so unrealistischer kam mir das alles vor. Natürlich, ich lag im Bett und träumte. Ich hatte das alles geträumt. War nicht alles wie immer. Ich kam ins Bett und Sonja schlief schon? Ich, der extra länger aufblieb, um nicht gleichzeitig mit ihr im Bett zu landen. Ich, der es vermied, sie nackt zu sehen, weil ihr Körper mehr versprach, als unser Routinesex hielt. Ich, der in seinen Gedanken jede Pornodarstellerin im Internet, jede Nutte auf der Straße und jede Studentin in seinem Seminar bis zur Besinnungslosigkeit gefickt hatte. Und der ich für einen realen Seitensprung viel zu feige war. Alles andere musste ein Traum gewesen sein. War das passiert? Hatte ich mir vor meiner Studentin einen runtergeholt? Hatte ich einen harmonischen Abend mit meiner Familie? Und hatte ich gerade guten Sex mit meiner Frau? Verdammt guten Sex? Den besten, seit dem ich ihr Lisa in den Bauch gefickt hatte. Oh, der Sex war durch nichts zu toppen gewesen. Und würde es auch nie sein. Wir hatten das erste und einzige Mal seit Jahren zwei Mal miteinander geschlafen. Nein, ein mal war es miteinander schlafen. Das zweite Mal war ich … ich weiß nicht, wütend. Ich wollte kein zweites Kind, aber sie bettelte so lange, bis ich ja sagte. Was sollte es noch schlimmer machen? Nichts, dachte ich damals. Alles war die Realität. Sie säuselte mir danach ins Ohr, dass heute ein guter Zeitpunkt sei. Das war, weil ich sie fragte, ob sie nicht wieder im Bad verschwinden wolle? Und ihre Antwort konterte ich mit einem „Dann sollten wir noch ein mal, zur Sicherheit!“
„Wenn du kannst?“
Und ich konnte! Und wie! Ich bin kein guter Liebhaber, sicher nicht. Aber bei der zweiten Runde brauche ich länger und dann … Gott, was habe ich mich an ihr ausgelassen. Sie wichste ein wenig an meinem Schwanz, der noch nicht wieder richtig wollte. Also nahm ich ihren Kopf und drückte ihn nach unten. „Du musst ihn blasen!“, befahl ich ihr und sie gehorchte. Ich weiß nicht, was in mich gefahren war und noch weniger, was in sie. Aber in jener Nacht stieß ich ihr meinen Schwanz in den Mund und hielt ihren Kopf fest. Und sie ließ es zu. Und dann nagelte ich sie, während sie vor mir kniete. Ich griff nach ihren Brustwarzen und zog daran, packte ihre Brüste und hielt mich daran fest, während mein Becken in einem Rhythmus gegen ihren Arsch knallte, der jeder Speedmetal-Band zur Ehre gereicht hätte. Ich war grob zu ihr, fast schon brutal. Sie schob meine Hand von ihren Brüsten und ich krallte mich dafür in ihren Arsch, bohrte einen Finger in den von Haaren umkränzten engen Eingang, drückte ihren Oberkörper mit der anderen Hand nach unten aufs Laken. Ich nahm sie, verging mich an ihr, bohrte meinen Finger tief in sie und genoss es, meinen Schwanz durch die wenigen Hautschichten zu fühlen, die noch dazwischen lagen. Und sie stöhne, ächzte, ich weiß nicht, ob vor Schmerz oder Lust. Ich aber brach keuchend und stöhnend wie ein Tier über ihr zusammen, begrub die zierliche Figur unter mir. Stieß mal um mal in sie. Ich weiß gar nicht, ob sie mit dem Kopf im Kissen Luft bekommen konnte. Es interessierte mich auch nicht. Ich wollte nur noch kommen. Wollte meinem schon fast schmerzenden Schwanz endlich Erleichterung verschaffen. Biss ihr in die Schulter, als ich endlich das Ziehen in meinen Lenden spürte. Biss, wie ich es noch nie bei einer Freundin gemacht hatte. Biss auch noch, als sie aufschrie. Jedenfalls kam ich in ihr, spritzte in das Loch, das ich eben schon einmal gefüllt hatte. Es war wie nicht von dieser Welt, als hätte etwas sich seinen Weg durch mich hindurch gebahnt, das in mir schlief und nur darauf wartete, freigelassen zu werden. Es war, als hätte nicht ich sie, sondern sie mich gebissen. Nicht Sonja, etwas hatte mich gebissen, verwandelt in ein Tier. Ein Tier, das seither niemals wieder frei gelassen werden sollte. Und das doch seither in mir schlummert. Schlummert. Ich schlummere, oder nicht? Nein, ich träume, liege hier und fantasiere all das, während meine Frau neben mir liegt und alles ist, wie es schon immer war. Mein Leben war langweilig, was sollte darin schon Interessantes passieren? Nichts von all dem, was durch meinen Kopf schwirrte, konnte wahr sein. Es war ja auch zu lächerlich. Ein alter Dozent, der in seinem Büro wichst, während seine Studentin hereinkommt. Wie wahrscheinlich war denn das? Und wie wahrscheinlich, dass der gleiche Mitvierziger am gleichen Abend dubiose Kurznachrichten von zwielichtigen Absendern erhalten würde. Eben, das konnte alles nicht wahr sein. War nicht passiert, … Alles war in Ordnung. Sonja war hier, Tim war hier, Lisa war hier, ich war hier. Alles wie üblich. Langweilig, aber immerhin mein Leben. Mein … Leben … mein …Leben … Le … ben … Le …
Während sich meine Gedanken langsam in Richtung Nirvana auflösten, begann vor meinen Augen etwas zu blinken, blinken wie die kleine LED meines Smartphones, die neue Nachrichten anzeigt. Aber da konnten keine Nachrichten sein, denn ich hatte doch alles nur geträumt. Hatte ich doch, oder? Oder nicht? Das hatte ich doch gerade beschlossen, einwandfrei bewiesen, weil nicht sein konnte, was so unwahrscheinlich war. Und trotzdem leuchtete in meinem Kopf diese kleine LED, schwebte vor mir mein Smartphone, so nah, dass es mein gesamtes Gesichtsfeld ausfüllte und doch so weit entfernt, dass ich es nicht greifen konnte. Ich drehte versuchte, mich wegzudrehen. Doch das Blinken verfolgte mich, war immer vor mir. Ich presste meine Augen zusammen, doch das Blinken war längst schon hinter meinen Lidern. Geh weg! Es exisitiert nicht. Da gibt es kein Blinken auf meinem Handy. Da sind keine Nachrichten. Da ist nichts, nichts, ni…

Und dann war ich wach. Ich musste geschlafen haben, denn jetzt saß ich aufrecht im Bett, schwitze und fror zugleich. Mein Puls raste, meine Schlagader pulsierte, meine Augen starrten ins Nichts. Für einen Moment wusste ich nicht mal, wo ich war. Doch dann traf mich die Erinnerung mit voller Wucht. Ich hatte das alles nicht geträumt. Das alles war passiert und den Beweis dafür gab es auf meinem Smartphone, das zwei Räume weiter lag und blinkte. Dort waren die Nachrichten, die ich nicht verstand. Von Yja, wer auch immer das war. Wenn ich irgendwie heil aus dieser Geschichte herauskommen wollte, musste ich handeln. Langsam schwang ich meine Beine aus dem Bett. Leichtes Kribbeln, als die Füße auf dem Laminat aufsetzten. Mein Kopf mochte wach sein, aber der Rest meines Körpers fühlte sich noch im Tiefschlaf. Dennoch schaffte ich es relativ geräuschlos aus dem Bett. Der Wecker zeigte genau zwanzig nach eins. Eine Stunde ungefähr musste ich irgendwo zwischen Wachen und Träumen gependelt haben. Aber jetzt brauchte ich Gewissheit. Sonja und die Kinder schliefen. Vielleicht konnte ich jetzt meinen Arsch, meine Ehe, mein Leben retten und morgen früh zum Frühstück neu anfangen. Immerhin hatte Sonja mit mir geschlafen. Auf ziemlich verruchte Art sogar. Alles war in dieser Nacht möglich.
Ich hatte ja keine Ahnung, was alles …
Im Wohnzimmer trat ich auf einen Bauklotz, den entweder Tim oder Lisa achtlos auf dem Teppich hatten liegen lassen. Stechender Schmerz durchfuhr meinen linken Fuß und gleißende Wut meinen Kopf. Verdammte Scheiße! Wenn sich ab jetzt alles ändern sollte, dann auch das.
Auf meinem Handy waren mittlerweile zwei neue Nachrichten, beide von der selben unbekannten Nummer. Wer auch immer Yja war, ich würde ihm gehörig die Meinung geigen.. Ich wusste zwar noch nicht, wie. Aber irgendjemand musste früher oder später für mein ganzes verkorkstes Leben büßen. und ich hatte gerade beschlossen, dass ich das nicht sein würde.
Die erste Nachricht hätte mir beinahe allen Wind aus den Segeln genommen. „Rufen Sie mich an“, stand dort. Es klang in meinen Ohren befehlend, bestimmend. „Rufen Sie mich an!“ Wie ein dumpfer Bass, der einem in die Magengrube fährt und dort wummernd alles durcheinanderbringt, bis man kotzen möchte. Aber da war noch Nachricht Nummer zwei. Und die schien das komplette Gegenteil von Nachricht Nummer eins zu sein, denn dort stand „egal wann, bitte“. Bitte? Bitte? Gut, wer auch immer hier seinen Spaß mit mir haben wollte, konnte ihn haben.
Sorgsam schloss ich die Wohnzimmertür, bedacht darauf, niemanden in der Wohnung zu wecken. Dann ging ich in die Küche, schloss auch deren Tür. Der Raum, der am weitesten von jedem entfernt war, der hätte hören können, wenn ich telefonieren wollte. Draußen begann es zu regnen. Der letzte schöne Tag des Sommers, so hieß es. Von der Küche kam man auf einen kleinen überdachten Balkon. Langsam öffnete ich die Balkontür, trat nach draußen, sah mich um. Mein Blick streifte die übrigen Fenster des Hauses. Kein Licht. Lauter Rentner, die wohl schon im Bett lagen. Auch das Nachbarhaus war mehrheitlich in Dunkel getaucht. Soweit ich sehen konnte, war kein Fenster offen, auch nicht gekippt. Gut … Dann würde ich von hier aus telefonieren. Die Gefahr, dass Sonja wach würde und mich hier fände, war gering. Zuerst würde sie das Licht im Wohnzimmer anschalten, das könnte ich dann vom Balkon aus durch die Glastüren sehen und könnte auflegen. Und im Zweifelsfall könnte ich mich darauf herausreden, dass mir zu stickig geworden wäre. Vielleicht auch eine der wenigen Zigaretten rauchen, die Sonja mir zugestand. Wie auch immer.
Jetzt also würde ich erfahren, was es mit diesen Nachrichten auf sich hatte. Wer mir schrieb und was er wollte. Der Juniorprof? Dieser Gedanke rückte in immer weitere Ferne. Wer sonst? Egal! Wer auch immer es sein würde, sollte mich nicht unterschätzen. Erpressen lassen wollte ich mich nicht so einfach. Nein!
Über meinen Mut war ich fast selbst ein wenig erstaunt. Denn meine Finger zitterten ein wenig, als ich eine der Nachrichten öffnete und die Nummer antippte. Einen Moment sah ich dem Telefon beim Wählen zu, unschlüssig, was ich nun weiter tun sollte. Dann hörte ich wie aus weiter Ferne das Freizeichen. In Zeitlupe führte ich das Smartphone an mein Ohr. Und kam mir plötzlich lächerlich vor. Ein Held, barfuß und in Pyjama. Ich fröstelte ein wenig.
Das Telefon klingelte ein paar Mal. Gerade, als ich wieder auflegen wollte, knackte es in der Leitung. Dann folgte ein Rascheln, als ob jemand das Telefon von irgendwo erst zum Ohr führen müsste. Der Regen wurde stärker, auf der anderen Seite atmete jemand tief durch. Dann hörte ich das erste Wort von meinem Gesprächspartner. Ein einfaches, zögerliches „Hallo“, mehr eine Frage als eine Feststellung. Ich konnte nicht antworten. Das konnte nicht sein. Wie konnte mein Gegenüber meine Nummer kennen.
„Hallo?“, wieder diese Stimme. Zögerlich, fragend, fast ein wenig ängstlich. Und ein wenig rau. Sie hatte geschlafen, diese Stimme. Und jetzt kämpfte sie mit dem Wachwerden, so wie ich vor einigen Minuten, räusperte sich. Und dann wieder diese zarte, feminine Stimme, leicht rauchig und mit diesem unheimlich faszinierenden osteuropäischen Akzent.
„Tanyja?“, meine Stimme klang fester, als mir zumute war. Mit allem hätte ich gerechnet, nur nicht mit Tanyja Kâr… Verdammt, ich kann mir diesen Namen nicht merken.
„Ja?“, ihre Stimme klang brüchig.
„Nun, ich habe angerufen!“, strenge Stimme meinerseits. Ihre Unsicherheit gab mir wieder Oberwasser. Erpressen ließe ich mich nicht, nicht von dieser Göre.
„Ich mir entschuldigen müssen.“
„Ja!“, einsilbige Antworten. Lass sie kochen.
„Sie, … Ich,… Ich Sie in …“, ihr fehlten die Worte. Sollte sie sich jemals überlegt haben, was sie mir sagen wollte, war das Vergangenheit. Sie stolperte von Silbe zu Silbe und ich kam ihr nicht zur Hilfe, fing sie nicht auf, nahm sie nicht in den Arm. Sollte sie ruhig leiden für all das, was ich heute hatte durchmachen müssen.
„Ich haben Sie gestört und Sie deshalb nicht … nicht … und das meine Schuld.“
„Ja!“ Kalt, emotionslos.
„Und deshalb ich Sie bitte … um Entschuldigung. Ich wollte nicht, … dass Sie … wegen mich …“, Pause, hektisches Atmen auf der anderen Seite, hatte ich da gerade leises Schluchzen?
„Ich wieder gut machen!“
Der Regen peitschte gegen das Haus, traf auch mich ins Gesicht, aber das nahm ich in diesem Moment gar nicht wahr. Was hatte sie gesagt? Was habe ich da gehört?
Sie musste mein Schweigen als Missbilligung verstanden haben, denn ihre Stimme wurde flehentlicher.
„Ich wieder gut machen. Sie nicht gekommen und das war meine Schuld. Ich haben Sie gestört und … und … Sie sind jetzt böse zu mir.“
„Mit dir“, korrigierte ich sie automatisch.
In ihr leises Schluchzen mischte sich ein Hauch von Lachen.
„Sie sehen, ich mache alles falsch. Ich kann nichts richtig machen, meine Freund immer gesagt. Ich … ich … „
„Ihr Freund?“, fragte ich argwöhnisch. Drohte mir doch noch Gefahr? Von ihrem Freund? Osteuropäische Mafia?
„Meine Freund, … war meine Freund. Seit ich in Deutschland, ist er nicht mehr meine Freund. Nicht mehr so … Bin dumme Gans, er hat gesagt, die macht alles falsch. Und jetzt …“
„Und jetzt?“
„Und jetzt, ich habe wieder alles falsch gemacht. Aber ich möchte wieder gut machen.“
Ich wusste nicht, was ich hätte sagen sollen. Also schwieg ich, sog scharf Luft ein und wartete einfach ab.
„Sie haben gesagt, dass Sie Hotelzimmer wissen. Möchten Sie im Hotelzimmer mit mir? Sie sind nicht gekommen, weil ich Sie gestört und … und … mein Freund hat gesagt, Mann muss immer kommen. Ich möchte, dass Sie kommen …“
Oh mein Gott! Diese kleine Sexbombe bot mir gerade Sex an, weil sie mich beim Wichsen gestört hatte. Konnte das wirklich sein? Träumte ich noch immer? Nein, der Regen, die Nässe in meinem Gesicht, die Tropfen in meinem Haar, ich war wach. Und dieser Moment war real. Nur was sollte ich sagen? Das Angebot annehmen? Und was, wenn es eine Falle war? Wenn sie mich verladen wollte. Mich dann erst so richtig fertig machen wollte? Und was, wenn nicht?
„Ich das Video gesehen. Die Fesseln, die … prallen … Titten, das … Schlagen … Sie mögen das?“, man konnte richtiggehend hören, wie sie Angst vor jedem Wort dieser Beichte hatte. Und dass ich kaum etwas sagt, machte die Sache für sie wohl noch schlimmer.
„Mein Freund hat das auch gemocht …“, hatte sie gerade ‚gemacht‘ oder ‚gemocht‘ gesagt? Bei ihrem Akzent verschmolzen manchmal die Vokale.
„Und seit ich bin in Deutschland, niemand hat das gemacht mit mir. Möchten Sie …?“
Oh Gott, das wurde immer besser. Sie bot sich mir nicht nur an, sie bot mir an, sie dafür zu bestrafen. Das schlummernde Tier in mir knurrte, fletschte die Zähne.
„Tanyja! Wieso soll ich dir das glauben?“, ich spielte mit dem Feuer. Vielleicht überlegte sie es sich und legte auf. Oder sie biss an. Aber ich wollte es ihr nicht zu einfach machen.
„Ich weiß nicht. Ich weiß nur, dass das Bild, Sie und … ihr … und dann das Video. Und ich bekommen das Bild nicht aus Kopf. Und sie sollen nicht böse zu mir sein.“
„Mit dir!“
„Sie sehen“, wieder ein scheues Lachen, „ich brauche viel Lehrer.“
„Beweise mir, dass du das ernst meinst“, meine Stimme zitterte, während ich nach Außen den Anschein völliger Coolness erwecken wollte.
„Was soll ich machen?“
„Schick mir ein Foto von dir!“
Auf der anderen Seite schluckte Tanyja.
„Jetzt gleich?“
Mist! Wenn ich jetzt „ja“ sagte, müsste sie auflegen.
„Nein! Erst, wenn wir hier fertig sind … Vorher wirst du dich aber ausziehen!“
Carpe diem, oder besser: Carpe noctem. Schmiede das Eisen, so lange es heiß ist. Und wer weiß, wie lange dieses Eisen heiß bleiben würde. Rascheln am anderen Ende, dann wieder ihre Stimme.
„Ich bin nackt.“, klang ihre Stimme vorher schon verletzlich, tat sie es jetzt noch ein wenig mehr.
„Und jetzt wirst du …“, ich hatte keine Erfahrung in solchen Sachen. was sagt man? Wie derb konnte ich sein? Die Bestie in mir übernahm die Kontrolle. ‚Lass sie leiden. Ich will ihre Tränen hören …‘, knurrte sie tief in mir. Und mein Verstand stand auf verlorenem Posten.
„Jetzt wirst du mir sagen, wie ich dich bestrafen soll für deine Fehler!“
Sie schluckte wieder. Geschickt den Ball zu ihr zurückgespielt. Sollte sie mich doch überraschen.
„Soll ich schlagen meine Brü… meine Titten für Sie, so wie der Mann in Video?“
„10!“, die Zahl kam mir spontan in den Sinn.
„10?“, es klang nicht so, als wäre das zu viel für sie.
„10 Schläge! Auf jede Brust!“
Hatte ich gerade Brust gesagt? Ich sollte mein Vokabular anpassen. Brüste hatten Frauen, liebe Frauen, einen Busen vielleicht auch. Aber das auf der anderen Seite war keine süße, liebe, junge Frau.
Und dann hörte ich das erste Klatschen. Ihre Hand traf etwas und ich betete zu allen unmoralischen Göttern, es möge ihre rechte Brust gewesen sein. Wieder ein Klatschen. Das Biest in mir sprang auf und riss meinen Schwanz mit hoch. Wieder ein Klatschen. Das war Nummer drei. Dann folgten vier, fünf und bei Nummer sechs spitzte die Bestie die Ohren. Ein Schluchzen, aber anders als die vorigen. Schlag Nummer sieben, lauter als der vorherige und das Schluchzen wurde zu einem Wimmern. Nummer acht, gefolgt von einem unterdrückten Schmerzensschrei. Nummer neun!
„Stopp!“, mein Befehl klang scharf und für den Ort viel zu laut. Hatte ich jemanden geweckt? Nein, alles blieb ruhig. Das Tier in mir übernahm die Kontrolle so wie damals beim Sex mit Sonja. Der Verstand hatte sich wie ein Schoßtier in seine Hundehütte verzogen, wimmerte in seinem Körbchen, während draußen der Wolf herumschlich und Blut wollte. Und wenn kein Blut, dann so doch Tränen und Schweiß.
„Den zehnten Schlag wirst du doppelt so stark ausführen!“
Ihre Antwort waren keine Worte, aber das Beben ihres Atems sprach mehr als Tausend Worte.
Das Klatschen des zehnten Hiebes dröhnte so laut in meinem Ohr, als hätte ein Donner die Nacht zerrissen. Kaum war das Geräusch verstummt, konnte ich sie weinen hören. Zufrieden streifte der Wolf durch meine Bewusstsein. Mein Schwanz war mittlerweile richtig hart. Nur vom Zuhören. Nur vom Hören dieser Tränen. Dieses Schluchzen, der bebende Atem, war das geil! Hatte ich jemals etwas Geileres gehört? Nein!
Die anderen neun Schläge nahm ich fast wie in Trance wahr. Eine Hand hatte ich an meinem Schwanz, die andere presste das Telefon an mein Ohr. Vor dem zehnten Schlag zögerte sie.
„Wieder stärker?“, Angst spiegelte sich in ihrer Stimme wider. Während all der Zeit hatte sie geweint und die Bestie hatte sich zufrieden vor der Tür zu meinen Gefühlen ausgestreckt. Ein Zerberus, der darauf achtete, dass kein Mitleid aufkommen konnte.
„Ja!“
Wieder ein lautes Klatschen, gefolgt von einem kurzen Weinkrampf. Und dann verblüffte sie mich wieder.
„Danke“, hauchte ihre Stimme bebend durch das Telefon. Oh Gott, was habe ich mir da angelacht. Was hatte der alte Bock mit dieser süßen Unschuld gemacht? Und was könnte ich mit ihr machen? Die Bestie zwinkerte mir zu, ‚Nimm sie dir!‘
„Bist du nass?“, meine Stimme, aber die Worte der Bestie.
„Ja“
„Möchtest du kommen dürfen?“
„Ja“, das Beben in ihrer Stimme verebbte langsam.
Der Wolf sprang auf und hielt kurzen Kriegsrat mit mir …




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