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Geteilte Welten – 27.Au weia!

Au Weia!

Margret hatte für sechs Personen gedeckt – die Jungs wunderten sich, als sie die Treppe hinunter kamen und das Esszimmer betraten. „Kommt noch Besuch?“ fragte Tim neugierig. Seine Mutter nickte und lächelte nur. In diesem Augenblick schellte es. Die Jungs hörten Stimmen – eine davon konnte Tim erkennen: Margret. Dann waren da wohl noch eine Frau und ein Mann, doch die waren ihm unbekannt. Marko aber durchfuhr es wie ein Stromschlag! Er hatte die Stimmen sehr wohl erkannt… Es klopfte an der Esszimmertür. „Ja bitte!“ rief Tims Vater. In der Tür standen – Marco Eltern! Ein wenig zaghaft traten sie ein – auch ihnen war die ungewohnte Umgebung fremd, genau wie zuvor Marko. Er hätte sie zuerst fast nicht erkannt; sein Vater trug einen Anzug, ein weißes Hemd und seine Lieblingskrawatte (wie lange hatte Marko ihn nicht mehr mit Schlips gesehen?), und seine Mutter ihr gutes Kleid, dass sie sich vom Ersparten gekauft hatte. Den Jungs fiel die Kinnlade herunter. Na, klasse! Das war ja eine tolle Überraschung!

Sybilla von Hochbergen war inzwischen aufgestanden und ging auf Markos Eltern zu. „Guten Abend, schön, dass sie kommen konnten! Ich glaube, wir haben etwas zu besprechen!“ begrüßte sie sie lächelnd. Auch Tims Vater hatte sich nun erhoben. „Aber erst wollen wir essen“ fügte er hinzu und gab beiden die Hand. Bitte, setzen sie sich!“ „Möchten sie ein Glas Wein?“ „Gerne, danke!“ antwortete Markos Papa. „Und Jungs, was trinkt ihr? Auch Wein, zur Feier des Tages?“ Die Jungs grinsten und nickten. Marko war nervös. Unruhig rutschte er auf dem Stuhl hin und her. Aber Tim nahm unter dem Tisch seine Hand und drückte sie. Er beugte sich zu Marko hinüber und flüsterte fast unhörbar: „Mach Dir keine Sorgen, das wird schon!“ In den Gesichtern von Markos Eltern dagegen sah man Ratlosigkeit – sie wussten noch nicht so recht, warum sie an diesem Abend hier waren. Tims Mom hatte ihnen den wahren Grund am Telefon nicht gesagt…

Nach dem Abendessen gingen alle in den Salon. Margret brachte die Getränke hinterher, dann verließ sie den Raum. Als erster erhob Tims Vater die Stimme. „Nun wird es wohl Zeit, dass wir Ihnen sagen, warum wir sie hierher eingeladen haben“, sagte er, und sah Markos Eltern an. Doch dann schwieg er; er brachte es einfach nicht über die Lippen. Nach wie vor konnte er sich nicht daran gewöhnen, dass sein Sohn mit einem anderen Jungen… Tims Mutter sprang ein. Sie stellte sich hinter das Sofa, auf dem die Jungs saßen, legte die Hände auf ihre Schultern und sagte in festem Ton: „Unsere Jungs hier gehören jetzt zusammen. Sie sind ein Paar!“ Markos Mutter schluckte. „Wie bitte?“ polterte sein Vater los. „Bitte, bleiben Sie ruhig. Uns gefällt es auch nicht, aber ich denke, ändern können wir es nicht. Wir müssen es einfach akzeptieren“, fiel Albert von Hochbergen ihm ins Wort. Auf einmal sah Marko Tränen in den Augen seiner Mutter. War sie traurig? Oder waren es vielleicht doch Freudentränen? Er wusste es nicht. Sie stand auf, stellte sich neben Frau von Hochbergen und sah auf die beiden Jungs hinunter, die nun wieder Hand in Hand dort saßen. Mit einer leicht zittrigen Stimme fragte sie: „ Liebt ihr Euch?“ Tim nickte, und Marko antwortete wie aus der Pistole geschossen: „Ja, Mama, wir lieben uns. Ich gebe meinen Timi nie wieder her!“ Die beiden Frauen lächelten. „Schön, dann ist es wohl so. Ich wünsche Euch alles Glück dieser Welt!“ meinte Markos Mam; und Tims Mutter fügte hinzu: „Na, dann lasst uns das Glas erheben auf das junge Glück!“ Die Jungs strahlten; nun war es endlich raus! Den Vätern war zwar deutlich anzusehen, dass sie gar nicht mit dieser Beziehung einverstanden waren, doch auch sie hatten sich erhoben und ihre Gläser aufgenommen.

Während die Eltern noch im Salon saßen und diskutierten, hatte Tim seinen Marko an die Hand genommnen und zeigte ihm das Haus. Die Jungs waren froh, dass sie endlich gehen durften. Sie besuchten Margret in der Küche und Robert, der in seinem Bereitschaftszimmer saß und Musik hörte; Marko staunte über die Bibliothek von Tims Vater. Alle Räume waren groß, hell und freundlich – alles war blitzblank und edel eingerichtet. Marko spürte etwas Bedrückendes in der Magengegend. Gehörte er wirklich hier hin? Es war eine so andere Welt als seine… Schließlich liefen die Jungs raus in den Garten. Er war so groß wie ein Fußballfeld – und in der Mitte prangte ein Pool, umringt von Liegestühlen und kleinen Beistelltischen. „Boooah, das ist ja geil!“ entfuhr es Marko. Tim lachte. Plötzlich wurden sie übermütig, rannten wie die Wilden hintereinander her. Durch das große Fenster des Salons sahen ihre Eltern zu ihnen hinaus. Die Mütter lächelten, die Väter besahen sich die Szene, dich sich ihnen bot, eher mit ernster Miene. Tim hatte Marko inzwischen gefangen und stürzte sich auf ihn. Ineinander verschlungen rollten sie über den Rasen – immer näher an den Pool. Platsch – sie lagen drin! Lachend rappelten sie sich auf, standen nun in triefnassen Klamotten mitten im Pool. Tim sah Marko tief in die Augen. Dann fielen sie sich in die Arme und küssten sich. Alles um sie herum verschwand für einige Momente, auch die noch immer nach draußen blickenden Eltern. Sie waren einfach nur unsterblich ineinander verliebt und überglücklich.

Margret stand in der Terrassentür, im Arm hielt sie zwei große Handtücher und zwei Bademäntel. „So kommt ihr mir aber nicht ins Haus – ihr macht ja alles nass!“ rief sie ihnen mit einem breiten Grienen im Gesicht zu. „Hier – trocknet Euch ab und zieht die über!“ Damit legte sie die Sachen ab, drehte sie sich um und ging wieder hinein. Die Jungs schnappten sie sich, und liefen in einen Bereich des Gartens, der vom Salon aus nicht mehr einsehbar war. Schnell hatten sie sich ausgezogen und rubbelten sich gegenseitig trocken, begleitet von unzähligen Küssen, dann warfen sie sich die Bademäntel über. Ihre nassen Klamotten hängten sie auf der Wäscheleine im hinteren Bereich des Gartens auf, die Schuhe stellten sie an der Seite darunter. Auf nackten Füßen und nur in den Bademänteln, rannten sie ins Haus und die Treppe hinauf in Tims Zimmer. Tim stellte sich breitbeinig vor seinen Kleiderschrank. „So, mein Schatz, dann lass uns doch mal sehen, ob wir noch was zum Anziehen für Dich haben! So kannst Du ja schlecht nach Hause gehen, oder?“ meinte er grinsend. Marko nickte. „Hhmm – Unterhose, Socken, Polo- Shirt, Jeans… Schuhe. „Probier mal, ob Du da rein passt“, forderte er Marko auf und hielt ihm ein Paar Sneakers entgegen. „Die sind mir ein bissel zu groß…“ Markos nackte Füße schlüpften in die Schuhe. „Passt!“ rief er erfreut aus. „Prima, dann haben wir ja alles!“ antwortete ihm Tim und legte die Kleidung auf einem Stuhl ab. Dankbar und glücklich sah Marko seinen Schatz an. „“Siehste“, meinte Tim trocken, als sie wieder auf seinem Bett lagen und kuschelten, „ich habs doch gesagt: Alles wird gut!“




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