Als sie sich gerade wie gefordert am Pult abstützen wollte, schaute Sara in Richtung ihrer Mitschüler. Dabei sah sie wie Vanessa erst mit ihrer Nachbarin kurz tuschelte und dann amüsiert grinste. Sie saß wie immer in der ersten Reihe und schien sich darauf zu freuen, das Schauspiel aus nächster Nähe betrachten zu können. Sie konnte ja nicht wissen, dass ihre Intimfeindin es bewusst provoziert hatte, geschlagen zu werden. Da Sara sich in den anderen Fächern, und insbesondere in Geschichte, wie alle anderen Schüler betont diszipliniert verhalten hatte, musste man davon ausgehen, dass sie eine körperliche Züchtigung natürlich vermeiden wollte. Auch dass sie sich eher zögerlich von ihrem Platz erhoben hatte und lange für die paar Meter nach vorne gebraucht hatte, sprach dafür.
„Muss Sara ihre Hose nicht ausziehen?“ Es war Vanessa, die mitten in die angespannte Stimmung genau die Frage stellte, über die Sara so angestrengt nachgedacht hatte. „Boah, Du verdammte Schlampe! Du willst mich leiden sehen. Wenn Du wüsstest.“ Sara war gleichzeitig entsetzt, erniedrigt, aber irgendwie auch erregt, dass ihre Kontrahentin ihr die Entscheidung abnahm.
„Nein. Schläge auf das nackte Gesäß halte ich für übertrieben, auch wenn es zulässig wäre. Es geht darum, Schülern ihr Fehlverhalten deutlich zu machen, nicht, sie zu erniedrigen.“ Das passte ins Bild: Herr Möller war ein kompletter Bürokrat. Trotz Herrn Möllers umständlichen Verhaltens und des Störfeuers durch Vanessa war Sara immer noch erregt.
„Dafür, dass Du Deine Hausaufgaben nicht gemacht hast, bekommst Du sechs Hiebe auf Dein Gesäß. Ich hoffe, das trägt dazu bei, dass Du Dein Verhalten zum Positiven änderst.“
„Mein Gott, wie gestelzt das klingt. Versohl mir endlich den Hintern!“ dachte Sara, die inzwischen leicht nach vorn gebeugt am Lehrerpult stand, mit dem Gesicht Richtung Klasse. Herr Möller nahm das exakt einen Meter lange Lineal, das normalerweise im Geometrieunterricht Verwendung fand, und stellte sich schräg hinter die attraktive Schülerin.
Was dann folgte war jedoch eine einzige Enttäuschung. Der Mathelehrer war entweder ein noch größeres Weichei als Sara gedacht hatte, oder er hatte Angst um das Lineal, oder er hatte keine Ahnung, wie man Schmerzen verursacht. Auf jeden Fall waren die sechs Schläge allenfalls leicht zu spüren. Ob es an der wenn auch sehr kurzen, so doch festen Jeans lag, an dem Plastiklineal, oder an Herrn Möllers Angst vor der Situation, oder an allem zusammen – Sara war kein bisschen beeindruckt. Während der Bestrafung, die weniger als eine Minute dauerte, schaute Sara nach unten und sah deshalb nicht, wie die Mitschüler auf die Szene reagierten. Nach dem sechsten und letzten Hieb blickte sie auf und meinte in Vanessas Gesicht eher Verwirrung als Genugtuung zu erkennen. Hatte sie bemerkt, dass Sara die Schläge nicht wehgetan hatten? Und wenn ja, welche Schlüsse zog sie daraus?
Der Rest des Schultages verlief unauffällig. Keiner aus der Klasse traute sich, Sara zu fragen, wie sie es empfunden hatte. Am Nachmittag entschied sich Sara, den schönen Spätsommertag zu nutzen und zu einem Stausee in der Nähe zu radeln. Der See, den sie ansteuerte, war im Hochsommer meist völlig überfüllt, da er als einziger eine halbwegs große Liegewiese hatte, die von der Sonne erreicht wurde. Ansonsten waren die Stauseen in Hagen und Umgebung durch Bäume oder schlicht durch Tallage sehr schattig. Sara legte sich im Bikini ins Gras und las in einer Zeitschrift.
„Hey, wie geht es Deinem Arsch?“ Sara hatte ihre drei Klassenkameradinnen gar nicht bemerkt. Natürlich war Vanessa die Wortführerin. Anders als in der Schule war sie gezielt auf Sara zugegangen und hatte sie angesprochen. Vanessa trug einen ziemlich knappen Bikini. Wahrscheinlich wollte sie den Jungs gefallen, die einige Meter entfernt Ball spielten.
„Ach, ich habe fast nichts gespürt. Ich hatte mich eigentlich darauf gefreut, von dem schönen Herrn Möller bestraft zu werden. Aber dann hat er geschlagen wie ein Mädchen.“
Vanessa fiel die Kinnlade herunter. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie hatte zwar bemerkt, dass Sara während der Bestrafung nicht gerade den Tränen nahe war, aber dass sie erstens die Hiebe kaum schmerzhaft fand, und zweitens darüber sogar enttäuscht war, verschlug ihr kurz die Sprache. Sara ihrerseits war immer noch etwas überrumpelt von dem Auftauchen der drei Grazien und überlegte sich daher nicht klug, was sie sagte. Dass das eine Rolle spielte, sollte sie erst zu einem späteren Zeitpunkt merken.
„Von einem Mann geschlagen zu werden ist doch geil. Hauptsache, Frau Lehmann biete ich keine Angriffsfläche. Von der fiesen Bratze möchte ich nicht bestraft werden. Das wäre das Schlimmste. Die sieht schon so gemein aus. Die freut sich bestimmt darauf, irgendeine von uns mit ihrer Reitgerte zu züchtigen. Wie seht ihr das denn?“
Vanessa aber antwortete nicht. Sie hatte die Frage schon gar nicht mehr gehört. „Nicht irgendeine von uns, nein, Du wirst die Gerte spüren“, dachte sie, „Und dann wollen wir mal sehen, wie Dir das gefällt. Ob Du Dich dann noch im Bikini in die Sonne legst, bezweifle ich.“
Sara hatte ihr ungewollt ihre Schwachstelle verraten. Das sollte sich bitter rächen.
Ende Teil 5