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Das Einstellungsseminar Teil 01

1 – Jasmin stellt sich vor

Walter Steinmann, Leiter der Abteilung Marketing unterdrückte nur mühsam ein Gähnen. Der Strom von Bewerbungsgesprächen für die Stelle eines Marketingassistenten riss nicht ab. Es waren einige interessante Frauen dabei gewesen, doch so richtig umgeworfen hatte ihn noch keine. Und die männlichen Kandidaten nahm er ohnehin nur der Form halber in Augenschein. Für ihn stand fest, dass es eine Frau sein musste und noch dazu eine, die genau seinen Vorstellungen entsprach. Gelegentlich machte er sich einen Spaß daraus, männliche Bewerber aus der Fassung zu bringen, indem er sehr kleinlich auf ihrem Lebenslauf oder ihrem bisherigen Berufserfolgen herumritt und sie in aller gebotenen Höflichkeit niedermachte.

Nun jedoch war er viel zu müde, um sich gegen den jungen, lackierten Bewerber aufzulehnen, der ihm und den anderen Mitgliedern des Auswahlkomitees gegenüber saß und in den höchsten Tönen von sich sprach. Dabei sprachen die Fakten eindeutig gegen ihn: keine abgeschlossene Berufsausbildung und sämtliche Vorarbeitgeber hatten ihm ein geradezu vernichtendes Zeugnis ausgestellt.

Unwillkürlich musste er an Beate denken, die Vertriebsassistentin, die den Job wegen einer Mutterschaft aufgegeben hatte. Sie war der Grund, warum die Stelle neu besetzt werden sollte. Beate war einfach der richtige Griff gewesen: motiviert, engagiert, sexy und absolut unterwürfig. In Gedanken ging er ihre Rundungen noch einmal durch: die flachen Brüste mit den leicht erregbaren Zitzen, der schmale Bauch mit dem Piercing, ihre glattrasierte Muschi, die ihm jederzeit offen gestanden hatte und ihren knackigen Arsch, den er mehr als einmal gefickt hatte. Das Beste an Beate war jedoch ihr roter Erdbeermund, eingerahmt von zwei lustigen Augen und einer niedlichen Nase. Wenn dieser Mund sich über seinen Schwanz hergemacht hatte, dann war sie für ihn das göttlichste Geschöpf auf Erden gewesen. Und nun lag sie mit seinem Balg im Bauch im Krankenhaus und wurde dabei von ihrem ahnungslosen und nutzlosen Freund begleitet, dem sie eingeredet hatte, er sei der Vater. Ein Schmunzeln ging über Walters Lippen und gleichzeitig seufzte er leicht auf.

Jählings wurde er in die Realität zurückgebracht, als er die Gesichter der Anwesenden auf sich gerichtet war.

„Entschuldigung“, murmelte Walter, „ich habe heute Mittag etwas scharf gegessen.“

Dabei grinste er Verständnis heischend.

Dieser Kandidat war — in jeder Beziehung – am Ende und Walter wollte gerade vorschlagen, eine kleine Pause zu machen, als er wie vom Donner gerührt zusammenfuhr. Eine junge Bewerberin betrat den Raum und ein Ziehen in seinen Hoden kündigte Walter an, dass sie genau diejenige war, die er suchte: jung, sexy und schüchtern.

Die Bewerbungsmappe des jungen Mädchens wurde ausgeteilt. Gierig nahm Walter sie auf und studierte sie: Jasmin Meyer, zweiundzwanzig, ledig, abgeschlossene Ausbildung als Einzelhandelskauffrau, von den bisherigen zwei Arbeitgebern hatte sie sich auf eigenen Wunsch getrennt, ihre Zeugnisse waren einwandfrei.

„Zu blöde, dass Eltern ihre Kinder nach Teesorten benennen“, feixte er bei sich und taxierte jetzt scheinbar beiläufig die Aufmachung der Kandidatin. Die echten (!) langen blonden Haare waren mit mehreren Haarklammern zu einem Knoten aufgesteckt, ihr Kostüm wirkte edel und bot die einem Bewerbungsgespräch entsprechende Balance zwischen Fraulichkeit und Zurückhaltung. Lediglich ihre roten Schuhe wirkten etwas deplaziert. Mit fiepsiger Stimme beantwortete sie die Fragen der Kommission und wirkte sie äußerlich auch sehr ruhig, so war für Walter an der etwas wackeligen Stimme und dem häufigen Zucken ihrer Lider klar erkennbar, wie es in ihrem Innersten brodelte. Sie war auf diesen Job angewiesen!

Nun schaltete er sich in das Gespräch ein: „Frau …“, er machte eine bewusste Pause und blätterte in den Unterlagen.

„Meyer. Jasmin Meyer“, half ihm die junge Frau schnell.

„Vielen Dank, Frau Meyer. In ihren Unterlagen steht, sie hätten die letzten beiden Stellen aus persönlichen Gründen gekündigt. Natürlich würden wir alle gerne mehr dazu erfahren. Hat der Job ihre Erwartungen nicht erfüllt oder stimmte die Bezahlung nicht? Oder was waren die Gründe?“

Sichtlich unangenehm rutschte Jasmin auf dem Stuhl hin und her.

„Ich möchte die Frage so beantworten: Es hat seitens meiner Vorgesetzten und mir unterschiedliche Auffassungen zur Zusammenarbeit gegeben.“

„Heißt das, sie waren nicht gut genug?“, provozierte sie Walter.

Wie er erwartet hatte, lief sie jetzt rot an.

„Meine Arbeiten waren hervorragend. Ich würde eher sagen, ich war nicht bereit, den Vorgesetzten in jeder Beziehung zu folgen.“

Mehr brauchte Walter nicht zu hören, für ihn war der Fall klar. Natürlich wollten ihre Chefs mit der gut aussehenden Frau ins Bett und hatten sich dabei nur zu dämlich angestellt. Ihm würde das nicht passieren.

Der Vorsitzende der Kommission bedankte sich für das Kommen der jungen Frau und sagte, sie würde von der Firma hören, die übliche Floskel.

Walter brachte noch weitere Gespräche hinter sich, dann wurde beraten. Endlich wurde auch über Jasmin gesprochen. Sie brachte alle Voraussetzungen mit, ihre Probleme mit den Vorgesetzten wurden jedoch von einigen kritisch gesehen. Hier schaltete Walter sich ein: „Also, ich sehe da kein Problem. Frau Meyer und ich würden sich sicherlich bestens verstehen. Das war mit allen ihren Vorgängerinnen so und wird auch bei ihr so sein.“

Und in Gedanken vollendete er den Satz: Und ich werde sie ebenso ficken, wie Melanie, Aishe und Gertrud vorher.

„Ihr Verschleiß an Assistentinnen ist ja bekannt“, bemerkte Frau Dr. Schmidt-Lahmann, Frauenbeauftragte der Firma, spitz an.

„Das Problem würde erst endgültig gelöst, wenn wir Männer die Kinder bekommen würden“, antwortete er süffisant und erntete damit ein „Dann wären wir längst ausgestorben.“

„Also, Sie möchten es mit Frau Meyer versuchen“, wollte der Vorsitzende von Walter nun explizit wissen.

„Sehr gerne“, antwortete Walter wahrheitsgemäß.

„Gut, dann laden wir sie ebenfalls zu unserem Wochenendseminar ein. Frau Blaser, sie bereiten die Unterlagen vor und legen sie mir spätestens morgen zur Unterschrift vor.“

Mit dieser Anweisung an seine Sekretärin war das Stellenbewerbungsverfahren vorläufig abgeschlossen und der Vorsitzende erhob sich. Alle folgten seinem Beispiel und bald waren sie in alle Winde verstreut.




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