Rebecca sagte sofort zu, als ich sie danach fragte, ob sie mit mir essen gehen wollte. Sie schleckte sich über die Lippen und malte sich aus, was es Schönes geben könnte. Sie ging nach ihrem Appetit und wollte zum Griechen. Es war mir recht. Rebecca hatte ausgesucht, was sie wollte, ich entschied, wohin wir gingen. Natürlich wollte ich zu meinem Lieblingsrestaurant, wusste, dass uns dort gutes Essen, und ein hervorragender Service erwartete.
Pünktlich, wie ich es kannte, kam Rebecca bei dem Restaurant an, ich stand vor der Tür und wartete auf sie, öffnete für sie wie es sich gehörte die Tür und wir traten ein. Wie gewohnt wurden wir herzlich empfangen und an unseren Tisch geleitet, den ich vorbestellt hatte. Er war ein wenig versteckt, trotzdem konnte man von dort aus alles einsehen. Genau das Richtige, wenn man neugierig war. Rebecca gehörte eindeutig zu diesen Menschen.
Die Karte kam und Rebecca brauchte einen längeren Moment, um ihre Wahl zu treffen, ich kannte die Nummer meines Gerichts auswendig und brauchte die Karte nicht bemühen. Stattdessen sah ich mich kurz um und erkannte ein paar Gäste, die hier öfters verkehren. Danach konzentrierte ich mich auf Rebecca und musste breit schmunzeln.
„Was ist?“, fragte Rebecca, als sie es bemerkte.
„Nichts!“, entgegnete ich und meine Lippen verzogen sich auf ein Maximum.
„Sag schon, irgendwas ist doch!“, forderte Rebecca mich auf und ich versuchte, es ihr zu erklären.
„Du siehst so süß aus, wenn du dich konzentrierst!“
„Was soll das denn heißen, was meinst du damit?“
„Du verziehst dein Gesicht immer ein wenig, die Haut um deine Nase legt sich in kleine Falten und du runzelst deine Stirn!“, erklärte ich ihr und sie sah mich nachdenklich an.
„Und das findest du niedlich?“, hakte sie nach und ich nickte.
„Ja, du tust es nicht nur, wenn du dich auf die Karte konzentrierst. Gestern Abend war es noch ausgeprägter. Wahrscheinlich merkst du es nicht, aber ich konnte es sehen!“
Rebecca ließ die Karte sinken und eine der Kellnerinnen kam an unseren Tisch, nahm die Bestellung auf, bevor Rebecca eine Antwort geben konnte. Erst danach suchte sie nach Worten.
„Und das ist dir aufgefallen, während du dich befriedigt hast? Ich dachte, Männer denken dann nur an das eine?“
Ich schüttelte übertrieben heftig meinen Kopf.
„Ob Männer so sind, kann ich nicht sagen, ich bin so!“, erklärte ich und Rebecca dachte sichtlich nach konnte nicht sofort eine Antwort geben. Unsere ersten Drinks kamen, Ouzo, natürlich aus eiskalten Gläsern. Wie ich nahm Rebecca das Zeug auf Ex, schüttelte sich danach kurz, genauso wie ich. Der Erste war der schlimmste.
Dazu bekam ich einen anderen Drink, Rebecca hatte sich für einen kleinen Cocktail entschieden, von dem sie durch einen Strohhalm probierte.
„Wow, nicht schlecht. Das Zeug hat es in sich!“
„Wer die Karte lesen kann, ist vorgewarnt!“, gab ich grinsend an und Rebecca schlug mir freundschaftlich mit einer Hand auf meine.
„Blödmann!“, kommentierte sie meinen Vorwurf und musste lachen.
Zum Glück kam unser Essen, bevor wir unsere Drinks erneuern konnten. Sie schmeckten zu gut und ich war mir sicher, dass es nicht die Letzten sein würden. Bei Rebecca war es anscheinend nicht anders. Während wir aßen, es uns schmecken ließen, bestellten wir neu. Die Drinks kamen schnell, versprachen einen besonderen Genuss nach dem Essen.
Eine viertel Stunde später waren wir fertig, rieben uns über die fetten Kugeln, die zuvor unsere Bäuche gewesen waren.
„Puhhhh, das war eigentlich viel zu viel!“, beschwerte Rebecca sich und ich stimmte ihr zu.
„Eigentlich ja, aber mich hat mal jemand gelehrt, dass man zuschlagen soll, wenn es Besonderes gibt, an anderen Tagen weniger zu sich nehmen. Dann gleicht es sich aus!“
Rebecca lachte leise, und ich bestellte einen Absacker, einen fiesen Aquavit, der runterging wie Öl. Mir war klar, dass Alkohol nicht den Effekt hatte, den man sich davon versprach, räumte den Magen nicht auf, meine Vorstellung war anderer Meinung. Rebecca ließ sich nicht lumpen, tat es mir gleich und verzog ihren Mundwinkel nach unten.
„Wer so was trinkt, frisst auch kleine Kinder!“, stöhnte sie und nahm einen Schluck von ihrem neuen Cocktail, um den Geschmack in ihrem Mund zu neutralisieren.
„Neee, keine kleinen Kinder!“, erwiderte ich und Rebecca betrachtete mich aufmerksam.
„Sondern?“, fragte sie mit einer tieferen Stimme als zuvor, die mir durch meine Knochen ging.
„Kleine vorlaute, rothaarige Mädchen!“, meinte ich und musste lachen, als ich ihr Gesicht sah.
„Kannst du mich nicht mit meinen. Ich bin nicht vorlaut!“, sagte sie vorwurfsvoll und ich musste lauter lachen.
„Siehst du, da ist es wieder, dein niedliches Gesicht!“, sagte ich und Rebecca legte ein süßes Lächeln auf, trank ihren Drink aus. Zu meiner Verwunderung bestellte sie sich sofort einen Neuen.
„Du bist ja eine kleine Schnapsdrossel!“, warf ich ihr vor und sie schüttelte ihren Kopf.
„Eigentlich nicht, aber ich muss was feiern!“, erklärte sie und machte mich damit neugierig.
„Feiern?“, wiederholte ich und sie nickte.
„Ja, dass ich dich kennengelernt habe. Das ist doch Grund genug oder?“
„Das ist nett von dir, nehme ich gerne an. Dann habe ich auch einen Grund mitzufeiern. Ich bin sehr froh darüber, heute hier mit dir zu sitzen und mich mit dir unterhalten zu können. Ich freue mich, wenn ich dich morgens sehe, wir zusammen trainieren. Es macht mich glücklich!“
Rebecca sah mich kurz durchdringend an, reichte ihr Glas herüber und wir stießen an.
„Auf uns beide!“, murmelte sie und ich glaubte, ein leichtes Lallen in ihrer Stimme zu hören. Sie war es nicht gewohnt Alkohol zu trinken, auch ihr Körper war dafür nicht gemacht. Es wirkte bei ihr schneller und vor allem stärker als bei mir. Ihr deswegen eine Vorhaltung zu machen, stand mir nicht zu. Sie war alt genug, um damit umzugehen. Leider hatte ich mich darin getäuscht. Bei Rebecca stieg der Alkoholspiegel schnell an, dabei spielte es keine Rolle mehr, ob sie mehr trank oder nicht. In ihrem Magen war genug davon vorhanden. Irgendwann wurde es ihr auch klar, jedoch zu spät. Als wir das Lokal verließen, hielt sie sich an mir fest.
„Wohin jetzt?“, fragte sie.
„Nach Hause, du hast genug, genauso wie ich!“, meinte ich und sie sah mich böse an.
„Langweiler!“, nannte sie mich und verzog ihr Gesicht zu einer Schnute.
„Was möchtest du denn noch?“, fragte ich sie und mir war klar, dass egal, was sie sagen würde, ich es nicht ernsthaft in Erwägung ziehen würde. Sie war voll, das war eindeutig. Also nicht mehr zurechnungsfähig.
„Ich will tanzen!“, lallte sie.
„Wo?“, fragte ich kurz und sie schien einen Moment nachzudenken.
„Egal, irgendwo wo es was zu trinken gibt. Hast du was zuhause, noch einen Cocktail für mich?“, setzte sie nach und ich sah sie verwundert an. Natürlich hatte ich alles vorrätig, hatte nicht damit gerechnet, dass sie ausgerechnet diesen Vorschlag machen würde.
„Klar, wenn du willst!“, meinte ich und sie nickte heftig mit ihrem Kopf. Dabei hätte sie das Gleichgewicht verloren, wenn ich sie nicht festgehalten hätte.
„Wow, ganz schön duselig!“, sagte sie und kicherte leise.
Ich bestellte uns ein Taxi, auch wenn es nicht weit war. Mit Rebecca im Schlepptau, würde der Weg länger werden als gewollt. Daher fuhren wir zu mir, kamen wenig später in meinem Wohnzimmer an.
„Musik!“, verlangte Rebecca, warf ihre Jacke in eine Ecke und drehte sich mit ausgestreckten Armen im Kreis. Dabei wankte sie hin und her, knickte mehrmals in den Beinen ein. Ich passte auf sie auf, war jederzeit dazu bereit, sie aufzuhalten oder aufzufangen. Trotzdem ich getrunken hatte, waren die Auswirkungen bei mir nicht annähernd so stark.
Ich hatte Rebecca in meinem Augenwinkel, als ich zur Musikanlage ging, Rebecca danach fragte, was sie hören wollte.
„Egal, Hauptsache schön!“, lallte sie, sah mir mit glasigen Augen dabei zu, wie ich nach einem entsprechenden Titel suchte. Am besten etwas Langsames, schnelle Bewegungen, waren für Rebecca in dem Zustand, keine gute Wahl.
Natürlich hatte ich meine Vorlieben, eine entsprechende Playlist für den Fall, dass ich Ruhe haben wollte. Daher machte ich sie an und Sekunden später waberten langsame Rhythmen durch den Raum, fanden Eingang in Rebeccas Ohren.
„Ohhh, schön!“, kommentierte sie meine Auswahl und bewegte sich langsam zu dem Takt, nicht zu viel um umzufallen.
„Und jetzt noch einen Drink!“, wünschte sie sich.
Ich war mir nicht sicher, ob ich sie in ihrem Zustand alleine lassen sollte, musste es jedoch, um ihr ihren Wunsch zu erfüllen. Daher machte ich es kurz, verwendete hauptsächlich Fruchtsäfte und wenig Alkohol wie möglich. Mit dem Gebräu bewaffnet in zwei Gläsern, kam ich zurück und Rebecca stand im Raum, wiegte sich in der Hüfte, mehr nicht.
Ich trat auf sie zu und sprach sie leise an.
„Bitte!“, flüsterte ich, mit der angemessenen Lautstärke, damit sie mich hörte. Sie hob einen Arm ohne ihre geschlossenen Augen zu öffnen und ich drückte ihr das Glas in die Hand.
Rebecca nahm einen Schluck, wankte plötzlich stärker und wäre umgefallen, wenn ich sie nicht festgehalten hätte. Ich umschlang sie mit einem Arm, musste dabei aufpassen, nichts zu verschütten. Auch Rebecca gelang es, ihr Glas ohne großen Unfall, zu halten. Dafür machte sie ihre Augen auf, betrachtete mich mit ausdruckslosem Gesicht.
„Doch wohl ein wenig viel, was?“, lallte, sie und ich nickte.
„Sehr viel!“, bestätigte ich ihr und sie nickte.
„Ist wohl besser schlafen zu gehen!“, fuhr sie fort und mir gefiel der Vorschlag. Es war spät geworden und Rebecca kaum in der Lage, den Abend fortzusetzen.
„Soll ich dir ein Taxi rufen?“, fragte ich sie und sie schüttelte ihren Kopf.
„Warum? Du hast doch sicher ein Plätzchen für mich oder?“
„Gut, dann schläfst du in meinem Bett, ich auf dem Sofa!“, bestimmte ich und Rebecca schüttelte ihren Kopf.
„Wenn du artig bist, können wir doch beide dort schlafen oder hast du nicht genug Platz?“
Das wäre kein Problem gewesen, ich hatte ein geräumiges Doppelbett, von daher war es möglich.
„Wenn du nichts dagegen hast?“, hakte ich nach und Rebecca schüttelte ihren Kopf.
„Neee, ich vertraue dir!“, sagte sie leise und ich brachte sie in mein Schlafzimmer.