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Zwei vom gleichen Schlag – Kapitel 1

Es war laut. Es war voll. Es war noch früh am Abend. Und Tom hatte so gar keine Lust. Ständig stieß irgendjemand gegen ihn oder gegen den Barhocker auf dem er saß. Die Musik war so laut, dass man sich nur schreiend verständigen konnte und so schlecht, dass man gar nicht auf die Idee kam, dazu zu tanzen. Zumindest, wenn es nach Tom ging.
Er war eindeutig zu alt für diese Kneipe. Oder diese Disco. Oder diesen Club. Oder was auch immer das nun sein mochte. Vielleicht war er auch zu jung. Jedenfalls passte er mit Mitte 30 nicht zu dieser kreischende Horde betrunkener Leute irgendwo zwischen 18 und Mitte 20, die den größten Teil der Gäste ausmachte. Und er war auch keiner dieser Männer irgendwo zwischen 50 und 60, die sich beweisen wollten, dass das Leben noch nicht vorbei war und zwar indem sie um die Gunst von Mädchen buhlten, die ihre Töchter oder sogar ihre Enkel sein könnten. Tom war sich nicht sicher, was ihn mehr anwiderte – die Männer, die sich in Klamotten zwängten für die sie 30 Jahre zu alt waren und versuchten, junge Frauen abzuschleppen oder die jungen Frauen, die sich von diesen alten Säcken tatsächlich zu einem Drink nach dem anderen einladen ließen und irgendwann so betrunken waren, dass sie gar nicht mehr auf die Idee kamen, sich länger zu verweigern.
Seufzend drehte Tom sich auf seinem Barhocker herum und blickte hinüber zu dem Tisch, an dem der Grund seiner so unerfreulichen Anwesenheit an diesem Ort saß. Peter, ebenfalls Mitte 30 und ebenso fehl am Platz wie Tom, unterhielt sich eingehend mit einer Frau, die sich so offensichtlich an die verzweifelte Hoffnung klammerte, dass sie noch nicht zu alt war um außerhalb von Ü30-Partys einen Mann abzukriegen, dass es schon fast mitleiderregend war.Ihre Kleidung war so eng und so knapp und vor allem so unpassend für sie, dass ihre Absichten nicht deutlicher sein würden, hätte sie sich „Fick mich!“ auf die Stirn geschrieben. Die Unterhaltung der beiden gestaltete sich so, dass einer dem anderen etwas ins Ohr schrie, woraufhin dieser entweder nickte oder den Kopf schüttelte, um kurze Zeit später selbst etwas in das Ohr seines Gesprächspartners zu schreien.

„Komm bitte mit, ich brauche dich“, hatte Peter ihn tags zuvor gebeten.
„Wozu das denn?“ hatte Tom von ihm wissen wollen .
„Ich habe da so ein Date und die Alte ist irgendwie ein bisschen gaga. Am Ende ist die völlig irre und dann musst du mich da raus holen, bevor es zu spät ist“, hatte Peters Antwort gelautet.
„Und weshalb lässt du dich überhaupt auf dieses Date ein, wenn du Angst hast, sie wäre völlig irre?“
„Sie hat richtig geile Titten und ihre Möse ist gepierct.“
„Du weißt, wie erbärmlich das ist, oder?“
„Ist mir egal, ich habe seit Wochen nicht mehr gefickt!“
„Und das ist jetzt richtig erbärmlich.“
„Egal, kommst du jetzt mit oder nicht?“
„Wo soll dieses ‚Date‘ denn stattfinden?“
„In diesem Laden, der letztens da aufgemacht hat, wo der Elektroladen drin war.“
„Eine sehr präzise Beschreibung, aber ich glaube, ich weiß wovon du redest.“
„Leck mich. Kommst du?“
„Wenn es sein muss. Will mir ja das Elend mal ansehen, das dir so Angst macht.“

Und nun konnte Tom das Elend nur zu gut sehen, vor dem sein Freund so große Angst gehabt hatte. In der Zwischenzeit war die Angst spurlos verschwunden, höchstwahrscheinlich irgendwo zwischen diesen wirklich beeindruckend großen Titten, die ihre Form wahrscheinlich nur einem wirklich ausgezeichneten Exemplar eines Push-Ups verdankten, und der gepiercten Möse, die unter dem schwarzen Minirock und dem pinken Hauch von einem Slip mehr als nur zu erahnen war. Im Augenblick pressten sich die Monstertitten jedenfalls gegen Peters Oberarm, während sich das Elend an ihn lehnte und Peters Hand zwischen ihren Schenkeln zu Gange war.

Tom drehte sich wieder zur Theke um und griff nach der Flasche Bier, die vor ihm stand. Die Bedienung hinter der Theke war anscheinend seinem Blick gefolgt und hatte das Pärchen am Tisch ebenfalls beobachtet. Nun bemerkte sie, dass Tom sie ansah und grinste ihn an: „Na, da scheinen sich ja zwei gefunden zu haben.“
„Sie haben sich wohl eher gegenseitig verdient, aber am Ende wird es vielleicht doch noch die ganz große Liebe.“
Toms Tonfall war eher abfällig und nun blickte ihn die blonde Frau neugierig an. „Kennst du die beiden?“
„Nur ihn. Aber das reicht mir auch schon.“ Tom trank das restliche Bier in einem Zug aus und stellte die leere Flasche auf die Bar, woraufhin die Bedienung sie sofort wegnahm und nach einer neuen griff, während sie ihn fragend ansah.
„Noch eins?“
„Hm… Okay, ist ja nicht so, dass ich irgendwas aufregendes verpassen würde.“
Der Verschluss der Flasche zischte beim Öffnen. „Noch nicht fündig geworden?“
„Ich suche gar nicht erst. Jedenfalls nicht hier.“
„SO schlecht siehst du doch gar nicht aus.“ In den Augen der Bedienung funkelte es, während sie Tom angrinste.
„Sehr witzig“, brummte er, „aber auch wenn selbst Quasimodo hier nur genügend Drinks spendieren müsste um zum Schuss zu kommen, ist das hier einfach nicht mein Niveau. Oder mein Stil. Oder was auch immer. Jedenfalls nicht mein Ding.“
„So? Was stört dich denn hier so sehr?“
„Abgesehen vom Alter? Es geht hier so ab wie in der Disco als ich zwanzig war. Alle saufen sich den Kopf zu und die Jungs hoffen, dass sie noch nicht zu besoffen sind, um ihn hoch zu kriegen, wenn die Mädels endlich besoffen genug sind, um sie ran zu lassen. Damals war das ja noch ok, aber für mich ist das einfach nichts mehr. Es geht doch nicht nur darum, irgend ein Loch zu finden, in das man seinen Schwanz rammen kann, viel wichtiger ist doch, dass man eine Verbindung mit der Frau hat, dass man die ganze Frau fickt und nicht nur die Fotze.“
Tom war selbst erstaunt, dass das so aus ihm heraus gebrochen war. War er von einem Bier etwa so betrunken, dass er die Beherrschung verlor? Oder war er einfach nur verbittert, weil Peter, das beste Beispiel für einen Mann der mit dem Schwanz denkt, ganz offensichtlich wieder mal zu seinem Vergnügen kam, während er und seine ach so hohen Ansprüche mal wieder das Nachsehen hatten. Als er aber prüfend in das Gesicht der Frau hinter der Theke blickte, entdeckte er dort nicht die erwartete Mischung aus Ablehnung und Entsetzen, sondern eher einen Ausdruck von belustigtem Interesse.
„Das klingt so, als wärst du ein ganz sensibler Frauenversteher.“
Ein abfälliges Schnauben war die Antwort auf ihre Feststellung. Nach einem tiefen Schluck aus der neuen Flasche antwortete Tom: „Ich verstehe nur eine einzige Sorte Frau richtig und jeder andere Typ Frau ist mir ein Rätsel, zumindest wenn es um Sex geht. Und sensibel ist dabei nicht unbedingt das richtige Wort.“
Nun sprach ernsthaftes Interesse aus dem Blick der Blondine, als sie sich nach vorne beugte und ihr Gesicht dicht an den Mann auf dem Barhocker schob. „Und welche Sorte Frau ist das, die du so perfekt verstehst?“
Ihr Ton war verschwörerisch und nachdem Tom einen Moment lang überlegt hatte, antwortete er im selben Tonfall: „Die Sorte Frau, die sich einem Mann beim Sex völlig unterwirft, sich ihm ausliefert und seinem Willen hingibt.“
„Und wie sieht das aus? Wie gibt sie sich ihm völlig hin?“ Ihr Ton war noch verschwörerischer und ihr Gesicht noch näher an seinem.
„Indem sie alles los lässt und ihm die totale Kontrolle gibt, ihn mit ihrem Körper und ihrem Verstand machen lässt was er will und dabei immer die Gewissheit hat, dass er nichts tun wird, was ihr ernsthaft schaden würde.“
Prüfend sah die Frau Tom tief in die Augen, dann stieß sie sich mit den Händen von der Theke ab und richtete sich wieder auf. Sie sah sich um und rief dann zu der anderen Bedienung am Ende der Theke hinüber: „Ich gehe eine rauchen, Tina, passt du kurz auf meine Seite auf?“
„Ja, mach ich, aber beeil‘ dich!“
Nun ging der Blick wieder zu Tom: „Kommst du mit?“




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