„Die Hure“ ist eine Sammlung einzelner Kurzgeschichten die sich alle um einen Abschnitt
in meinem Leben drehen. Derzeit sind fünf Teile geplant von mir,
welche in unregelmäßigen Abständen hier auf meinem Profil veröffentlicht werden.
Wie werde ich eine Prostituierte und warum überhaupt?
Damals, als ich gegen den Willen und die Hoffnungen Männlicher Elternteile beschloss
eine Lehre als Tischlerin zu machen, gerieten bei uns zuhause die Grenzen ins Wanken.
Vorstellungen meinerseits und Ziele die vorausgesetzt waren kollidierten.
Heute bin ich umso mehr Stolz darauf, dass ich diesen Weg gegangen bin und vor allem,
das ich diese Erfahrung gemacht habe.
Der Kleinkrieg in der Familie sorgte aber schnell dafür, dass die gewohnten Geldmittel
gestrichen wurden als letzte Diplomatische Lösungen versagten.
Ich, damals gerade mal ende neunzehn schickte alle meine Soldaten in den Krieg
und verlor jämmerlich. Der Teilerfolg zeigte sich bis dahin nur darin, dass ich damals im August
meine Lehre begonnen hatte. Meine eigene kleine Wohnung die ich mit dem bestehen meiner
Schulausbildung bekommen hatte war für den Gehalt einer Schreinerin in Ausbildung natürlich
viel zu teuer. Meine Mutter steckte mir vieles zu und auch Großeltern die diesen Schritt ins Handwerk
begrüßten konnten mir zwar das Haus überlassen, wurden von der Armee meines
Vaters aber förmlich überrollt der die Rechnungen bezahlen sollte.
Als mir klar war, dass dieser Schritt in meinem Leben sehr schwer werden würde und die Zeiten
besonders hart werden würden … brach ich die Diplomatischen Beziehungen in mein Elternhaus
ab und es begann ein Kalter und Grausamer Krieg. Natürlich telefonierte ich jeden Tag mit
meiner Mutter und erfuhr neueste Sanktionen noch vor deren Inkrafttreten.
Dennoch, das Geld wurde immer knapper und es war im Späten Sommer,
einem goldenen Oktobertag als ich bei einem Grillfest eingeladen war und Sophia meiner
besten Freundin meine Situation sc***derte und einen Masterplan ausarbeiten wollte.
Optional ganz oben stand der Banküberfall.
Unterwäsche verkaufen war Sophias erste Idee die mir doch zu perfide vorkam.
Ich schaute mich immer wieder an diesem Abend um und allerlei Ideen gingen mir durch den Kopf.
Kindern einen Nachhilfeunterricht anbieten wäre eine Idee gewesen…
allerdings waren meine Honorarvorstellungen doch etwas hoch gegriffen. Fotos verkaufen war
ebenfalls eine Idee, doch wer wollte schon die Bilder sehen die im Internet sowieso schon
überall zu finden waren und außerdem blieb mir während meiner Lehre auch nicht oft die Zeit
auch noch auf Foto Tour zu gehen. Dennoch gelang es mir auf Städtischer Seite her einige meiner
Bilder eines Lost-Places an den Mann zu bringen.
Da musste ich auch leider mit den Spesen zufrieden sein.
Sophia lachte mich mehrmals an diesem Abend aus weil ich so „Nachdenklich“ sei…
„Ja was soll ich machen… ich brauch Asche“
„Sing doch… geh zu Chrisi und sag er soll dich Managen“
„Ja klar… jeder Pinguin kann besser singen“ jammere ich….
„Ich weiß auch nicht… aber…“
„Aber was, sag´s“ nörgelte ich Sophia an.
„Naja… hör mal zu Schnecke, viele Studentinnen gehen anschaffen während des Studiums…
und“ – „Oh neee…. Du hast sie doch nicht alle“
„Na was??“
„Ich geh doch net auf den Strich, ey“ kläffte ich sie an und sie musste lachend zugeben:
„Naja, net auf der Straße… du entscheidest wer und wann“
„Hä… was ist los, bist du jetzt schon Puffmutter?!“
„Nein, bin ich nicht, aber die Susi da drüben, die mit Oli da ist“ und zeigte stur auf eine
etwas ältere Dame…. Älter im Vergleich zu allen anderen Weiblichen Wesen auf der Grillfeier.
„Komm wir fragen sie einfach mal… nur so zum Spaß“
„Lass des… spinnst du“ hielt ich sie fest und zischte sie an.
Susi hatte das gegenüber natürlich schon längst bemerkt und schaute zu uns rüber.
Sophia prostete ihr mit einem dieser schrecklichen Mischgetränke zu und rief Susi zu:
„Na, alles klar… lange net gesehen“ Susi hob ihr immer noch volles Glas Bier und nahm einen Schluck.
„Oh Mann… du bist nur Peinlich“ lachte ich sie an.
Sophia machte mit ihrer Flasche eine winkende Bewegung und Signalisierte Susi das sie doch
mal rüber kommen sollte. Oli saß neben ihr… mir kam er vor wie drei Meter Groß und das bei
gefühlten, bzw. geschätzten 200 Kilo. Er hatte keine Haare, er hatte nicht mal einen Hals…
seine immer frisch polierte und glänzende Glatze ging direkt in den Nacken über
und seine Schultern waren meiner Ansicht nach so breit der er bestimmt oft am Türrahmen anschlug.
Sophia und ich hatten uns schon bei unserem letzten Grillabend gefragt… ob er wohl einen Schanz
hat oder ob ihm einfach nur ein drittes Bein wachsen würde.
Susi stand auf, was Oli natürlich sofort bemerkte. Sein Rücken streckte sich durch und er
verfolgte Aufmerksam wohin sie ging. Er sah und beide tratschend in der Ecke sitzen und winkte
mir zu… er war ein toller Kerl und ich wusste ich könnte im Notfall immer auf ihn zählen,
was sich auch noch bestätigen würde in den nächsten Wochen und Monaten.
„Hey ihr zwei…“ räusperte sich Susi und gab uns die Hand.
„Hallo Mama“ sagte Sophia…. und nein, Susi war nicht ihre wirkliche Mutter,
es nannte sie nur jeder Mama weil sie in unserem Freundeskreis der sich immer wieder
traf die älteste war. Dennoch nicht so alt, um eine Tochter in unserem Alter zu haben.
„Was habt ihr denn für Sorgen“ schaute sie uns fragend an, als sie sich neben uns herablies
und einen weiteren Schluck aus ihrem Glas nahm. Ich hustete trocken und mir wurde Heiß.
„Sorgen?! … wir haben doch keine Sorgen“ trällerte ich und nippte an meiner abgestandenen Cola.
Ich schaute an Susi vorbei ins Gesicht von Sophia… mit großen Augen starrte ich sie an
und bettelte sie stumm an nun nichts zu sagen was mir nur Peinlich werden würde.
Und natürlich war auf Sophia verlass:
„Nina hat Geldsorgen… Sie…“
„Waaas?? Fuhr ich dazwischen und stoppte Sophia schon hier.
„Lass sie doch mal sagen…“schaute mich Susi an und legte ihre Hand wie eine Bremse auf mein Knie.
„Ja, also Mama… Nina ist doch nun auch fertig mit Schule und hat ne Lehre angefangen.
„Guuuut… Bravo“ Nickte Susi mir zu.
Ich verdrehte die Augen … „Ja…. Danke“
„Und Daddy hat den Geldhahn zugedreht“
„… weil du nicht nach seinem Willen agierst, stimmt’s“
Ich nickte und labte mich an meinem kleinen Glas. Mein Hals war trocken wie selten
und tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf… als Sophia sagte:
„Ja und du hast doch dieses Haus … da im Ostend??!“
„Ja?… und??“
Ich hätte platzen können und hätte am liebsten bei Sophia den Stecker gezogen als sie das
auch nur ansprach… es war nicht die Tatsache das wir unter uns alle davon wussten,
es war mir Peinlich als Kind reicher Eltern in so einer Situation zu sein.
„… und ich will dich fragen, ob Nina da was machen kann“?
„Was machen… ich koche für meine Mädels dort“
Ihre Mädels waren ein ganzer Schwung von Prostituierten die dort in einem Laufhaus arbeiteten
und so ihr Geld verdienten.
Wir wussten in unserer Clique dass dort alles Koscher war und jede für sich ihr Ding machte,
während Susi und Oli den Laden bewirteten und auch nach dem rechten schauten.
Jeder bei uns in der Stadt kannte dieses Haus. Es war gar nicht zu übersehen und Stand
wie ein Felsen in der Brandung. Kein dunkler Hinterhof und keine zwielichtigen Gestalten
die um die Ecken zogen. Sogar ein alt eingesessener Saunaclub war nebenan.
Susi drehte sich zu mir und strich mit der Hand von meinem Knie über meine Schenkel.
Ich wusste dass das ein Test für sie war, wie würde ich in so einer Situation reagieren und
was würde ich wohl sagen.
„Nina,… was meinst sie?“ und lächelte mich an.
„Du Susi, das ist nur so eine Idee gewesen…. verstehste“ … beruhigte ich sie.
Doch sie war ja die Ruhe selber.
„Na ich meine ob Nina bei dir ein Zimmer haben kann…. um… nich…. „
Sophia druckste ein wenig herum und Susis Hand bleib zwischen meinen Oberschenkeln liegen.
Ihre Finger drehten sich und einer davon tippte auf die Innenseite meiner Beine.
„Du willst anschaffen gehen um dein Haus gehalten zu können??“ grinste sie.
„Ja ne, mehr um die Rechnungen zu bezahlen, das Haus gehört uns ja sowieso“ und
schaute auf den Boden.
„Ach Schnucki“… du ahnst ja gar nicht was du da machen musst“
„Doch“ platzte Sophia heraus… „Glaub mir mal“ und stemmte ihre Hände in ihre schmalen Hüften.
Susi schaute mich intensiver an… „…ach ja, was machst du denn so“? forderte sie mich zum Duell.
„Ich mach alles für 200 Euro“ sagte ich knapp und Ironisch…
Susi musste laut auflachen das sogar Oli aufmerksam wieder zu uns schaute…
während sie fast ihr Bier verschüttete.
„Weißt du was Nina Schatz, ich beschaff dir dein Zimmer…. Ab September kannst du kommen“
sagte sie Stolz und ihre Zärtlichen Finger schlugen flach auf meinen Schenkel als würde sie
damit einen Vertrag besiegeln.
„Echt jetzt??“ schaute ich sie fragen an…
„Ja, echt jetzt“ lachte sie und stand auf.
„Nina, Dir traue ich das zu… dir nicht so „ und zeigte mit ihrem Glas auf Sophia.
„Hey… „ beschwerte diese sich und schuppste mich.
Irgendwie fühlte ich mich erwachsen und sagte kein weiteres Wort als Susi langsam wieder
in Richtung Oli ging und dabei jeden zu Grüßen schien der in ihrer Nähe war.
Oli schaute sie an und rutschte auf dem niedrigen Sofa auf dem er saß an den Rand um Susi
wieder ihren Platz zu geben. Sie flüsterte ihm etwas ins Ohr und er schaute zu mir und nickte
mehrmals als Bestätigung sie verstanden zu haben. Sein Blick wurde eindringlicher uns sein
ernstes Gesicht nickte einmal und sehr verständlich in meine Richtung.
Er gab mir zu verstehen, dass er nun davon wusste und das ganze auch überwachen würde.
Ich fühlte mich wie von einer kalten Briese Wind getroffen und sammele meine Gedanken.
Ich war Neugierig und hätte sicherlich noch tausend fragen gehabt… doch Sophia grinste mich
an und schupste mich wieder …
„Hey… du Nutte“ flüsterte sie und ich musste lachen… ich, eine Nutte,
ich wusste ja nicht einmal wie das geht und was mich erwarten würde.
Aber ich malte mir aus… dass ich vielleicht am Tag 200 Euro verdienen konnte und
wenn ich das abends nach der Schreinerei machen würde… würde es auch klappen.
Geld stinkt nicht und schlimmer als einen ONS stellte ich es mir auch nicht vor.
Sophia stand auf… ihr Freund, Andy stand neben uns.
„Hi Andy…“ schaute ich zu ihm auf.
„Hallo“ notierte er kurz meine Anwesenheit und ging mit Sophia fort.
Ich ging etwas Essen… all die vielen Schulfreunde die ich dort traf sah ich schon
wenige Jahre nie wieder. Man verlor sich aus den Augen und ich war froh wenigstens
meine beste Freundin Sophia bis heute als einen meiner größten Schätze bezeichnen zu dürfen.
Spät in der Nacht wollte ich aufbrechen. Ich lief über den Parkplatz und sah wie
Oli gerade die Beifahrertüre seines alten Daimlers zuwarf. Er schaute auf den Boden
und ich hoffte in dem Moment irgendwie dem Gespräch aus dem Weg gehen zu können…
doch auch wenn er seinen Blick beim laufen immer auf dem Boden hatte,
bemerkte er mich und kam einige Schritte auf mich zu.
„hier, nimm das“ und gab mir eine Visitenkarte,… Name und Telefonnummer.
„Sollen wir dich Heimfahren“ brummte er und seine dunklen Augen leuchteten im Licht der Laterne.
Ich sah über seine Schulter uns Susi saß im seinem Auto. Sie telefonierte und hatte mich nicht
bemerkt. Sie war wohl auch zu sehr mit ihrem Gespräch beschäftigt, denn ihre Augen schienen zu
Schlitzen wie Messern zu werden und ihre Lippen formten Worte die man sonst nicht von ihr hörte.
„Danke Oli, ich werde gleich abgeholt“ …
zumindest malte ich mir das so aus, denn ich wollte nun bestimmt nicht in dieses Auto steigen
und erleben sie Susi vielleicht gerade jemanden anschrie.
„Das ist gut, gut“ brummte Oli wieder und ging zurück zu seinem Wagen.
Er stieg ein doch man hörte Susi nicht… der Wagen neigte sich etwas zur Seite und
der Starter hechelte und jodelte mehrmals bis der Diesel ansprang und die Rücklichter schnell
im Dunkel verschwanden. Ich ging die Straße entlang…
sie hatte keinen Bürgersteig und in den Häusern links und rechts war es dunkel.
Bonzen Gegend … die müssten bald schon aufstehen und arbeiten gehen.
Ich hatte eine Woche Frei und doch schien mir die Zeit knapp…. Viel Neues erwartete mich.
Zwei Lehrstellen… eine zur Tischlerin und eine zur Prostituierten.
Doch bis September war es noch eine Weile…
Ende, Teil 1
Vielen Dank auch diesmal wieder für´s lesen und die Bewertung.
Viele Grüße, Nina