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Klassenfahrt 10

Flucht und Morgensonne

von Jacqueline_K

Der Aufprall war nach dem langen Flug unerwartet weich, was natürlich auch an der Aufgewühltheit des Meeres lag, das hier zwar nicht besonders stark, aber doch merklich gegen die Felsen schlug. Das waren mehr als zwölf Meter, eher fünfzehn. Angefühlt hatten sie sich wie hundert. Prustend kam ich mit Vanessa an der Hand zurück an die Oberfläche. Vanessa war ebenso fertig. Fassungslos starrten wir dir Klippe empor. Da waren wir gerade wirklich allen Ernstes runter gesprungen?
Ich schaute mich nach den anderen um und sah sie winkend Richtung Yachthafen schwimmen. Wir folgten ihnen. Nach zehn Minuten waren wir dort und kletterten vorsichtig auf den Steg.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Anna.
„Unsere Sachen holen und weg“, meinte Heidel.
„Wohin? Hier wimmelt es doch vor Polizisten“, stellte Chloe fest.

Wir blickten ratlos zur Ausfahrt, dem einzigen Ausweg aus dieser Bucht und die war erfüllt vom Blaulicht der Polizeifahrzeuge.

„Wir nehmen das Boot“, stellte ich fest.
„Wir sollen das Schnellboot klauen?“, fragte Chloe entgeistert.
„Und wer soll das fahren?“, wollte Anna wissen.
„Ich“, sagte ich. „Es ist nicht das erste.“
„Das ist aber anders als die Fähre, das weißt du schon“, stellte Anna fest.
„Ja“, lachte ich. „Einfacher, nur Gas geben und bremsen. Keine Motoren, die man um 180 Grad drehen kann.“
„Dann müssen wir es nur noch an bekommen“, sagte Heidel skeptisch.
„Auch das ist kein Problem“, grinste ich.

Als wir aufs Schiff kletterten, hob ich eines der Sitzkissen hoch und holt den Schlüssel aus einem fast unsichtbaren Fach hervor. Ich hatte gesehen, wie der Kapitän ihn da hinein getan hatte. Mit diesem ging ich zum Cockpit und startete die Motoren. Die Mädchen lösten die Leinen und ich fuhr das Boot in langsamer Fahrt aus dem Yachthafen. Als ich sicher war, dass ich nirgendwo mehr anecken konnte und die Mädchen gut saßen, gab ich Vollgas. Das Boot sprang förmlich vorwärts. Es dauerte nur Minuten und die Küste hinter uns war nur noch eine Linie am Horizont, bevor ich sie ganz verlor, stoppte ich die Motoren. Ich schaltete das Radar an und ließ mich dann in den Sitz fallen.

Verdammt, was sollten wir jetzt nur tun? Ich ging nach unten und setze mich in die Runde der Mädchen.

„Wer fährt jetzt das Boot“, wollte Vanessa wissen.
„Der Autopilot! Der verhindert, dass wir mit etwas kollidieren und fährt den großen Schiffen aus dem Weg. Wir haben Radar.“

Und dann saßen wir da und sahen zu, wie die Sonne unterging.

„Wir sind am Arsch, oder?“ fragte Chloe.
„Aber so was von“, bestätigte Vanessa.

Wieder schwiegen wir eine Zeitlang.

„Wenn wir zu deinen Eltern fahren?“, fragte Anna.
„Abgesehen davon, dass ich nicht glaube, dass mein Vater uns hilft, ist Rom immer noch auf der anderen Seite dieses Meeres. Und auch wenn der Sprit bis dahin reicht, was ich nicht weiß und nicht glaube, ich habe keine Ahnung vom Navigieren.“
„Mist.“

Wieder verfielen wir in Schweigen. Heidel stand auf und untersuchte das Schiff. Sie fand eine abgeschlossene Kajüte und davor eine Kiste mit Decken, die sie nun mitbrachte. Sonst war nichts weiter auf dem Boot. Wir bauten uns aus den Sitzpolstern ein Nachtlager und legten uns darauf. Eng aneinandergekuschelt sahen wir zu den schwankenden Sternen empor.

„Wir sind da echt runter gesprungen“, sagte Anna.
„Ja, das haben wir echt gemacht“, sagte Vanessa, die an dem Gedanken daran wieder zitterte.
„Wie war das eigentlich so aufgespießt zu sein“, fragte Chloe aufeinmal.
„Unglaublich Geil“, sagte Vanessa kurz.
Nach einiger Zeit fragte Chloe: „und wie genau hat sich das angefühlt?“
„Als wenn du dir ne Flasche mit dem Boden zuerst in die Mumu schiebst“, beschrieb Vanessa.
„Wer hat sich eine Flasche in die Mumu geschoben“, wollte ich wissen.
„Ich“, sagte Chloe. „Beim Flaschen drehen in der katholischen Sommerfreizeit.“
„Wie kam es denn dazu?“ fragte Anna.
„Wir waren jung und neugierig und was man dann halt so macht, man spielt Wahrheit oder Pflicht. Wer irgendwo nicht wollte, musste aus der Gruppe und ich wollte nicht die erste sein, die geht, nachdem schon einige nackt waren und ich Mathilde Hotkötter geküsst hatte. Nur war das keine Herausforderung, sie konnte wirklich geil küssen. Jedenfalls hatte ich mich dann revanchiert, in dem ich der Auftraggeberin zuschanzte, dass sie ihrer Busenfreundin einen Finger in den Po stecken sollte.“
„Da waren sie dann aber wohl sauer.“
„Und Wie. Alle beide. Und sie rächten sich sofort. Ich bekam die Aufgabe, mir was in die Mumu zu stecken Und ihre Busenfreundin reichte mir eine halb Liter Pet Flasche. Ich war bis da Jungfrau. Außer meinen Fingern hatte ich noch nichts in mir. Allerdings war mit meinen Fingern schon der größte Teil meines Jungfernhäutchen gedehnt, weshalb das in dem Zelt auch nicht zu dem von den beiden gewünschte Blutbad ausartete. Auch der Schmerz hielt sich in Grenzen. Es machte mich im Gegenteil richtig an, dort vor diesen blöden Bitches, dass ich, die jüngste, so etwas Großes händeln konnte und sie wahrscheinlich nicht.“
„Hast du eigentlich vor dieser Fahrt gewusst, was Manuel sein eigen nennt?“, wollte ich wissen.

Chloe schwieg, aber sie lag neben mir und ich fühlte sie warm werden.

„Du hast es gewusst.“
„Ja, habe ich. Und es stimmt, seit damals habe ich am liebsten mit Jungs geschlafen, die etwas mehr hatten. Egal wie alt die waren. Und weil meinen Eltern zu Ohren gekommen war, dass ihre Tochter den Nachbarn drei Häuser weiter verführt hatte und immer mal wieder zum Fernsehen dort hin ging, bin ich im Internat gelandet.“
„Du hast doch immer erzählt, das hätten deine Eltern getan, weil sie arbeiten mussten.“
„Ja genau, die hatten keine Zeit zu verhindern, dass ich mich durch die Nachbarschaft gevögelt habe. Das Nonneninternat schien ihnen da genau richtig. Zucht und Anstand.“ Sie kicherte. „Wenn die wüssten.“
„Hättest du dich von meinem Boxer ficken lassen?“, wollte Vanessa wissen.
„Ganz ehrlich? Nein. Der ist mir zu groß. Manuell ist genau richtig, den behalte ich. Der Boxer ist ja wie zwei 1.5 Liter Pet Flasche übereinander. Das ist viel zu viel.“
„Das hast du recht“, sagte Vanessa, „aber es war trotzdem geil und muss nicht wiederholt werden. Ich hoffe, mein Arsch geht auch wieder zu. Ich habe das Gefühl, dass er noch immer offen steht. Als ich auf dem Wasser auftraf, war er es noch und es hat sich wie ein Einlauf gefühlt.“
„Lass mich mal fühlen“, sagte Anna.
„Du willst mir nur wieder den Arm da reinpressen.“
„Also gepresst habe ich da nichts und das Gefühl war absolut irre. Das würde ich gerne nochmal spüren.“
„Aber nicht jetzt und nicht an mir.“
„Nein versprochen ich guck nur.“
„Versprochen?“
„Aufs Herz.“

Vanessa drehte sich daraufhin um und spreizte die Beine etwas.

„Hm“, machte Anna.
„Was Hm?“
„Ich spüre da etwas. Ich weiß aber nicht, was es ist. Heidel?“
„Oh“, sagte die.
„Oh was?“
„Die gute Nachricht ist, du bist ziemlich weit wieder zu. Die schlechte ist, da guckt was raus.“
„Wieso schaut da was raus?“
„Das kann passieren, wenn man zu sehr gedehnt wird. Das sind Hämorieden.“
„Oh Nein, dann muss ich ins Krankenhaus. Meine Mama hat das immer mal wieder und die werden dann ausgeschnitten.“
„Das macht man aber nur wenn sie Schmerzen. Ansonsten schieb man sie erstmal wieder rein, darf ich?“
„Ja aber vorsichtig. Uh schön mach weiter. Hmmm. Warum hörst du auf?“
„Weil alles drin ist“, sagte Heidel. „Du solltest mal deine Beckenmuskulatur anspannen.“
„Oh, da ist noch etwas.“
„Ja, mein Finger“, sagte Heidel. „So jetzt reicht’s. Du schläfst jetzt eine Runde und morgen entscheiden wir, was wir tun.“

Wir schliefen wirklich. In der Nacht hörte ich zweimal das hochfahren der Motoren, und einmal sah ich auf und sah eine Große Fähre an uns vorbei ziehen. Dann war auch schon die Nacht zu Ende.
Wir saßen auf dem Vordeck und schauten der Sonne beim Aufgehen zu.

„Lass und jetzt zurückfahren“, sagte Heidel.
„Zurück wohin“, wollte Chloe wissen.
„Zurück nach Barcelona. Da binden wir es irgendwo im Hafen fest und sehen zu, dass wir uns aus dem Staub machen.“

Neben mir hörte ich ein Grummeln. Es war der Magen von Vanessa.

„Vielleicht schaffen wir es vor dem Frühstück ins Kloster?“ fragte sie. „Ich hab Hunger.“

Das Hungergefühl breitet sich nun unter uns allen aus.

„Was sagen wir den Jungs?“
„Das die Party anstrengend war und wir erst mal nur unter uns sein wollen, also was mit ihnen unternehmen wollen.“
„Ja das könnten sie glauben. Vor allem nach der Partybuserklärung.“

Damit war auch das geklärt und ich setzte mich ans Steuer und sah das Land nicht. Was mach ich den jetzt, dachte ich und sah aufs Radar. Das zeigte die Schiffe um uns in einem etwas weiterem Umkreis. Und es war mit einem Bootsmodell gesichert und zeigte scheinbar nach Norden. Sehr praktisch. Ich wusste, die Küste im Osten. Die Nase des Schiffs zeigte nach Westen, so wie wir gestern Abend raus gefahren waren.
Ich stellte die Regler auf ein Viertel Kraft und wendete das Schiff. Auch das Modell drehte sich. Auf dem Radar waren nördlich von uns einige große Silhuette zu sehen. Das waren bestimmt Fähren oder Frachtschiffe, die zum Hafen von Barcelona wollten. Die waren also ein guter Anhaltspunkt und ich drehte leicht nach Nord. Nach 10 Minuten sah ich das Land wieder, dass dann auch sehr schnell deutlicher wurde.

„Jac?“
„Ja Heidel?“
„Willst du wirklich nackt, früh am Morgen, im Hafen von Barcelona einlaufen?“
„Oh. Hätte ich glatt vergessen.“

Heidel stand angezogen mit dem Rucksack neben mir. Ich nahm Fahrt weg und zog mich schnell an. Dann gab ich Vollgas. Weitere fünfzehn Minuten später fuhr ich mit langsamer Fahrt in den Hafen ein.

„Wo sollen wir anlegen?“ wollte Anna wissen.
„Was haltet ihr von da“, ich zeigte auf eine Stelle, wo in einer Reihe von vier grauen Schiffen eine Lücke war. Alle Schiffe lagen mit dem Heck zum Land.

„Das ist der Polizeihafen“, sagte Anna.
„Wo gerade niemand ist“, stellte ich fest.
„Also Heidel, du nimmst die Bugleine und wenn wir nah genug dran sind, springst du rüber und machst uns fest.“
„Okay Boss!“
„Ihr anderen Springt hinterher, so bald alles fest ist und geht langsam aus dem Hafen. Ich schalte alles ab, versteck den Schlüssel wieder und komme hinterher.“

So machten wir es und kamen auch unbehelligt aus dem Polizeihafen heraus. Der Pförtner nickte nur Müde und nahm keine weitere Notiz, als er uns die Sicherheitstür aufdrückte. Als wir außer Sicht waren, begannen wir zu laufen und erst am Kloster hörten wir japsend damit auf. Hier verabschiedete sich Heidel mit den Worten, sie hätte noch Vorlesung und wir waren alleine. Als wir klopften, machte Antonia auf und umarmte uns und sagte: „Gott sei dank ist euch nichts passiert.“
„Was soll uns den passiert sein?“

Wir hatten den Nonnen nicht gesagt, wo wir hin waren.

„Wir mussten euch in eurem Bett vertreten, damit eurer Nonne nicht auffällt, dass ihr nicht da wart.“
„Und hat es Spaß gemacht?“
„Oja, platze es aus ihr heraus, bevor sie die Hand vor den Mund legte.“
„Jetzt müsst ihr aber nochmal los.“
„Warum“, wollte Anna wissen.
„Wir haben der Nonne erzählt, dass ihr einen Schnupperkurs bei einem spannischen Bäcker macht und deshalb schon früh raus seit. Dann solltet ihr aber auch mit Backwaren wiederkommen.“
„Coole Idee Antonia.“
„Danke. Der Bäcker ist mein Onkel, er war der einzige, der mich in meinem Traum unterstützte. Er wartet auf euch.“
Wir eilten zu der Adresse und wurden zur Backstube durchgelassen. Darin stand ein Mann und dirigierte das Personal. Als er uns sah, lächelte er.
„Ihr seit also die Mädchen aus Deutschland, die meinem Anton…“
„Antonia“, verbesserte ich automatisch.
„Aber natürlich. Antonia.“

Er sah etwas verträumt und ein wenig wehmütig aus.

„Ihr seit die, die ihr seit Monaten wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Ihr habt sie verzaubert.“
„Wir haben sie genommen, wie sie ist und sie ist schön“, stellte ich fest.
„Ja das ist sie tatsächlich. Keine Ahnung, warum sie das in dem Kloster versteckt.“
„Das ist nicht mehr wirklich ein Kloster, mehr so ein Fetischhotel“, stellte Anna unbedacht fest. „Unsere Nonne hat sich da auch vertan. Oh, sie wussten das nicht?“

Nein, er wusste es nicht, aber er war auch nicht unglücklich, es zu hören.

„Und ihr seit da drin weil?“
„Weil uns unsere Nonne dort auf Klassenfahrt einquartiert hat. Sie fand, dass ein Kloster in der Stadt eine günstige Wahl für uns sei. Sie glaubt bis heute, dass das Kloster echt ist. Auch weil wir zusammen mit Antonia und ein paar der anderen Mädchen die Illusion perfektioniert haben.“
„Sonst wären wir wohl sehr schnell wieder auf dem Weg nachhause“, sagte Vanessa.
„Und könntet nicht die Nächte auf wilden Partys verbringen“, ergänzte Chloe.

„Oder in Diskos. Aber keine Angst, ich verrate Freunde von Antonia nicht. Sie hat einen richtigen Narren an euch gefressen. Hier euer Alibigebäck.“

Hoch beladen kamen wir zum Kloster zurück und unser Alibi war perfekt.




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