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Die drei goldenen Schamhaare des Teufels III

Die drei goldenen Schamhaare des Teufels III

Als er über das Wasser hinüber war, und auf der anderen Seite landein ging, so fand er den Eingang zur Hölle. Im Grunde war es eine Höhle, aber er vermeinte den Sog der Unterwelt spüren.
Es war schwarz und russig darin, doch der Teufel war nicht zu Haus. Dafür traf der Jüngling des Teufels Großmutter an, die sass da in einem breiten Schaukelstuhl. In der Mitte brannte
„Was willst du?“ sprach sie zu ihm, sah aber gar nicht so böse aus. Und auch nicht, wie der junge Mann sich eine Großmutter vorgestellt hatte. Vor ihm saß ein Weib, wie er sich eine Göttin aus den alten Tagen vorgestellt hätte. Sie sah zwar wie eine reife Frau aus, aber keine Falte in ihren reizvollen Antlitz und kein graues Haar auf ihrem Haupte kündete von hohem Alter. Sie war wohlgenährt, ohne dabei füllig zu sein. Soweit der junge Mann sie sitzend sehen konnte, hatte sie den größten und wundervollsten Busen,, den er je erblickt hatte. Wenn seine schöne Königin war ür ihn eine Tochter der Aphrodite war, so saß vor ihm die Göttin der Lust höchst selbst.
Er besann sich und anwortete:
„Ich wollte gerne drei goldene Haare von des Teufels Kopf,“ antwortete er, „sonst kann ich meine Frau nicht behalten.“
„Hast Du denn gar keine Angst vor mir?“, fragte sie ihn.
„Nein, wie könnte ich denn?“, antwortete er.
„Na, weil ich die Großmutter des bösen Teufels bin, und damit mit ihm im Bunde.“
„Wie eine Großmutter siehst Du mir gar nicht aus und böse Leute habe ich fürwahr schon getroffen. Du bist nicht böse.“, entgegnete er ihr.
„Na, entweder bist Du dumm, naiv, mutig oder zu lieb für die Welt“, murmelte sie lächelnd.
„Wie ist es um mein Anliegen bestellt?“ fragte der Jüngling sie.
„Das ist viel verlangt,“ sagte sie, „wenn der Teufel heim kommt und findet dich, so geht dir’s als Adams Sohn an den Kragen; aber du dauerst mich, ich will sehen, ob ich dir helfen kann. Übrigens, die goldenen Haare hat der Teufel nicht auf dem Kopf, aber das wirst Du schon noch sehen.
Sie verwandelte ihn, auf dass er nur so groß wie ihr kleiner finger wurde und sprach: „Kriech in meine Rockfalten, da bist du sicher.“
„Ja,“ antwortete er, „das ist schon gut, aber drei Dinge möchte ich gerne noch wissen, warum ein Brunnen, aus dem sonst Wein quoll, trocken geworden ist, jetzt nicht einmal mehr Wasser gibt: warum ein Baum, der sonst goldene Äpfel trug, nicht einmal mehr Laub treibt; und warum ein Fährmann immer herüber- und hinüberfahren muss und nicht abgelöst wird.“
„Das sind schwere Fragen,“ antwortete sie, „aber halte dich nur still und ruhig, und hab acht, was der Teufel spricht, wann ich ihm die drei goldenen Haare ausziehe.“

Als der Abend einbrach, kam der Teufel nach Haus. Lange vor seinem erscheinen konnte man schon seine stampfenden Schritte vernehmen. Als er am Höhleneingang erschien, sah der Jüngling von seinem Platze aus eine hoch gewachsene Gestalt, der zwei gewaltige gekrümmte Hörner aus der Stirn wuchsen. Er schien einen Sack über der rechten Schulter und ein Bündel im linken Arm zu tragen.
Kaum war er eingetreten, so merkte er, dass die Luft nicht rein war.
„Ich rieche … ich rieche … Menschenfleisch,“ knurrte er, „es ist hier nicht richtig.“
Dann guckte er in alle Ecken und suchte, konnte aber nichts finden.
Die Großmutter schalt ihn aus: „Eben ist erst gekehrt,“ sprach sie, „und alles in Ordnung gebracht, nun wirfst du mir’s wieder untereinander; immer hast Du Menschenfleisch in der Nase! Hast Du da nicht selber welches mitgebracht? Setze dich nieder und iss dein Abendbrot.“
Der Teufel trat nun näher an das Feuer heran, sodass der Jüngling ihn erlicken konnte. Der Höllenfürst war von großem, kräftigen Wuchs mit roter Haut. Seine Gesichtszüge wirkten trotz der zur Schau gestellten Strenge erhaben und sein Auftreten war dem eines Herrschers würdig. Goldene Haare konnte der Jüngling inmitten der schwarzen Haarpracht des Teufels aber nicht erblicken.
„Ja, verzeih mir, meine liebe. Doch zuvor: Ich war unterwegs und habe etwas eingesammelt“, sprach der Teufel. Dabei legte er das Bündel vorsichtig nieder, schleuderte den Sack aber auf den Boden, griff hinein und zog eine alte, zappelnde und keifende Nonne heraus. Auch sie war geschrumpft worden, auf die größe einer Spielzeugpuppe, und wie eine solche hob der Teufel sie hoch. Er verzog angewiedert das Gesicht: „Das ist eine Äbtissin, eine scheußliche Unperson voller verkniffener Züchtigkeit. Du wirst nicht glauben, was sie angestellt hat … Nun, es soll ihr wiederfahren, wie sie es anderen zugedacht hatte!“
Dabei packte er sie, riß sie hoch und schleuderte sie ins Feuer, auf dass die Scheite krachten und die Funken stoben. „Da hast Du es, Du altes Ekel“ schrie er sie an.
Die Äbtissin zappelte schreiend und Gott anrufend in den Flammen. Nach einer Weile griff der Teufel ins Feuer und holte die verrußte, aber scheinbar quicklebendige Äbtissin heaus, die ihren Peiniger mit allerlei frommen Worten verfluchte.
Dieser aber verzog gelangweilt das Gesicht, stand auf und ging zu einem Spalt im Boden der hinteren Höhle, aus dem es hell glomm.
„Du nervst, alte Vettel“, knurrte der Teufel und schleuderte die Äbtissin in den Spalt hinab. „Ab mit Dir in die echte Hölle, da sollst Du im Fegefeuer brennen, bis mir ‚was besseres einfällt. Du wirst bei Deinen Glaubensbrüdern und -schwestern in bester Gesellschaft sein, ich hab‘ sämtliche Päpste da unten“ rief er ihr hämisch lachend hinterher.
Auch des Teufels Großmutter musste herzhaft Lachen. Sie stand auf, ging zu ihm und umarmte ihn. Dabei griff sie nach unten zwischen seine Beine und befühlte durch den Stoff seiner Hose sein Gemächt.
„Ich bekomme Lust auf Dich, wenn Du derart in Fahrt kommst, mein Liebster“, raunte sie ihm ins Ohr.
„Und ich verzehre mich jeden Augenblick nach Dir, meine Liebste. Aber … ich habe heute sämtlichen Nonnen im Kloster einen … ‚Besuch‘ abgestattet.“ Bei dem Wort ‚Besuch‘ formte der Teufel mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand einen Ring und stiess mit ausgestrecktem Zeigefinger der linken Hand hindurch. „Ich bin zur Pforte rein und habe die Hintertür weit offen stehen lassen. Von denen ist ab heute keine mehr fromm.“
Des Teufels Weib musste Lachen, dass sie sich schüttelte und ihr beider Gelächter hallte laut von den Höhlenwänden wieder. Er umarmte sie und drückte sie fest, „Ich muss ruhen, denn auch der Teufel hat nicht unendlich Kraft und Saft.“
Er gab ihr noch ein paar Küsse und begab sich müde zur Bettstatt, die mit Fellen überdeckt war, legte sch nieder, streckte sich noch einmal und gähnte ausgiebig.
„Na, Liebster, wo sind Deine Manieren?“ fragte seine Frau ihn, ging zu ihm ans Bett und zog ihm die Hose aus. Da erkannte der Jüngling von seinem Verstecke aus, dass im Kraushaar über den greßen Gemächt des Teufels drei güldene Haare schimmerten. Die Gattin des Teufels reichte ihrem Mann noch einen Teller mit Brot, Käse und etwas Wurst, dazu einen Becher zu trinken, „hier, damit Du gestärkt erwachst.“
Als er gegessen und getrunken hatte, war er milde, legte er der Großmutter seinen Kopf in den Schoss und sagte, sie sollte ihn ein wenig kraulen. Es dauerte nicht lange, so schlummerte er ein, bis nur noch sein sanfter Atem zu hören war und seine Brust sich hob und senkte.

Der Jüngling kroch nun aus den Rockfalten hervor und fragte die Großmutter: „Nun bin ich verwirrt. Bis Du des Teufels Großmutter oder sein Weib?“
Die Frau sah ihn amüsiert an, „Sehe ich wie eine böse, alte Großmutter aus?“
„Nein,“ antwortete er, „eher wie eine reife Frau wie sie schöner nicht sein könnte. Und böse bist Du, wie ich schon sagte, keineswegs. Aber wie ist es denn nun um euch bestellt?“
„Hmmm…“ summte die Frau lange andächtig und ihre Gedanken schienen in die Ferne zu schweifen; „weißt Du, das ist eine alte Geschichte. Einst waren er und ich ganz anders, in unserem Wesen und unserer Erscheinung. Da lebten wir noch wo anders.“ Bei diesen Worten zeigte sie himmelwärts. „Es kam zum großen Streit zwischen „dem alten“ und vielen von uns Himmlischen. Um ehrlich zu sein, bin ich sogar froh darüber; meiner und meines Liebsten Meinung nach ist der alte ganz schön verrückt. … Nun, am Ende wurden wir ‚Gefallenen‘ in die Hölle verbannt und sollten dort über alle Sünder wachen, aber dieses Gefängnis ist auf Dauer nicht zu ertragen. So brechen wir von Zeit zu Zeit immer wieder aus und spucken dem alten und seinen Dienern hier auf Erden in die Suppe.
Und was meinen Liebsten und mich betrifft, so sind wir Liebende, Mann und Frau, ein und alles. Weil sich die Menschen aber nicht vorstellen mochten, dass der Teufel geliebt werden könne und auch keine Eltern ihn ihr Kind heissen würden, erfanden sie die ‚Großmutter‘. Eigentlich ist es mir einerlei, wie die Leute von uns denken.“

Der Jüngling staunte nicht schlecht, als das Weib alles auf den Kopf gestellt hatte, was er je über die Welt, Himmel und Hölle zuvor vernommen hatte. Wenn er so nachdachte, hatte er sich mit der Kirche noch nie so recht anfreunden mögen. Immerhin half diese dem König, der ihn auf die gefährliche Reise geschickt hatte.
„Ach, liebe Frau, wie ist es nun mit den Haaren?“ fragte der Jüngling.
Das Weib merkte auf: „Richtig, die hätte ich ja fast vergessen. Du sollst sie haben, und die Antworten auf Deine Fragen auch.“




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