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Der Bibliothekar (Part 2)

… Zu Hause ziehe ich mir die Mütze vom Kopf und hänge den Mantel an die Garderobe. Die Stiefel behalte ich erst mal an und torkele leicht in Richtung Küche. Aus dem Regal nehme ich mir ein Glas, halte es unter den Wasserhahn, dabei stütze ich mich mit der linken Hand auf der Anrichte ab. In einem Zug trinke ich das Glas leer. Gerade als ich mir ein Zweites eingießen will, klingelt es an der Tür. Um die Zeit? Ich gucke auf die Uhr, kurz nach halb 12. Das kann eigentlich nur mein Freund sein denke ich mir und freue mich.

Überschwänglich reiße ich die Tür auf und setze zu einem lang gezogenen „naaa“ an, stocke aber augenblicklich, als ich sehe, dass nicht mein Freund vor der Tür steht, sondern ein riesiger fremder Mann. Er ist bestimmt über 30 Zentimeter größer als ich, wodurch ich automatisch zu ihm aufschauen muss. Er schaut mir durchdringend in die Augen, ohne etwas zu sagen, ohne eine Miene zu verziehen. Ich selbst bin zu überrascht, um etwas hervorzubringen. Nach einer gefühlten Ewigkeit sagt der Mann: „Hallo Kleines, willst du mich nicht hereinbitten? Sei nicht unhöflich!“ In seiner Aussage meine ich, eine Mischung aus Enttäuschung und Forderung herauszuhören. Kleines? So hat mich doch heute schon jemand genannt. Ach der Typ aus der Bibliothek fällt es mir ein. Ohne dass mich diese Erkenntnis wirklich beruhigt und ich etwas erwidere, macht der Mann einen kleinen Schritt auf mich zu. Automatisch trete ich einen Schritt zur Seite und er geht an mir vorbei ins Haus hinein.

Mit einem „Danke Kleines“, quittiert er meine ungewollte Geste und marschiert in die Küche. Etwas ratlos und mit der Situation überfordert gehe ich hinterher. Die Absätze meiner Stiefel klacken auf dem Steinboden. Er dreht sich um und schaut auf meine Schuhe. Mir scheint es, als ob er anerkennend nickt. „Mhh Rot- oder Weißwein? Was trinken wir Kleines?“ „Ich … also, äh wir … ich will gar nicht … was wollen sie überhaupt …?“ Meine Antwort ist halb gestammelt, halb gelallt. Bevor ich meinen Satz zu Ende bringen kann, legt mir der Mann seinen Zeigefinger auf die Lippen. „Psst, ganz ruhig Kleines. Na gut, dann entscheide ich, wir trinken Rotwein. Holst du die Gläser?“ Als er den Finger von meinen Lippen nimmt, zieht er meine Unterlippe etwas nach unten, sodass sie mit einem schmatzenden Geräusch wieder hoch schnellt. Er guckt sich um und entdeckt das Weinregal meines Vaters.

Zielsicher steuert er darauf hin und betrachtet die Flaschen. Ich habe mich noch nicht bewegt und in meinem Kopf dreht sich alles. Der Mann zieht eine der Rotweinflaschen aus dem Regal. Mit einem leichten Kopfschütteln geht er an mir vorbei und holt selber zwei Gläser aus dem Schrank. Nach einigen Versuchen findet er einen Korkenzieher in einer der Schubladen und öffnet den Wein. Er gießt beide Gläser ziemlich voll, stellt die Flasche ab, nimmt die Gläser in die Hand und kommt wieder zu mir. Ich habe mich in der Zeit kein bisschen bewegt. Er reicht mir eins der Gläser, stößt mit mir an und sagt „Prost Kleines.“ Ich führe den Wein zum Mund und nehme tatsächlich einen kleinen Schluck. „Ohh das ist ein Guter! Da kannst du ruhig einen größeren Schluck von nehmen!“ Obwohl mir der erste Schluck eigentlich schon zu viel war, trinke ich tatsächlich noch einen Zweiten. Als ich das Glas abstelle, komme ich sogar leicht ins Wanken.

Der Mann zieht seinen Mantel aus und geht an mir vorbei, „ich hänge den mal in der Garderobe auf.“ Er hat also vor länger zu bleiben, geht es mir durch den Kopf, während ich gestützt am Küchentisch stehe. Als er kurz danach wieder kommt, tritt er direkt neben mich. „Soll ich dir mal sagen, warum ich gekommen bin?“, fragt er mich scheinheilig. Ich drehe mich um und gucke ihn tatsächlich etwas gespannt an. „Ah, ich zeig es dir besser, du hast nämlich etwas vergessen Kleines! Dreh dich mal um!“ Soll das jetzt so etwas wie eine Überraschung werden, denke ich mir, drehe mich aber wie aufgefordert um. Ich stehe mit dem Kopf in Richtung des Tisches, der Mann steht hinter mir. Was ich so nicht mitbekomme, ist, wie er einen Schritt nach hinten macht, um mich oder eher um meinen Hintern besser zu sehen. Dann tritt er wieder näher an mich heran, sagt „Mal gucken, ob du ihn so erkennst“, nimmt von hinten meine beiden Arme, zieht sie auf den Rücken und bindet sie mit einem Stoff zusammen. Mit einer schnellen Bewegung dreht er mich herum, sodass mir etwas schwindelig wird. Ich bin von der gesamten Situation völlig überfordert. Was passiert hier?

Der fremde Mann benimmt sich in meinem Haus so selbstverständlich, als wäre dass, was er gerade tut, das Natürlichste überhaupt. Ich hatte immer schon eine devote Ader, die mich bei dominant auftretenden Männern wenig bis gar keinen Widerstand ausüben lässt. Weiß er das? Hat er mich so schnell durchschaut? Es fällt mir schwer nachzudenken. Ich stehe wieder frontal zu ihm. Er hat sich direkt vor mir aufgebaut. Seine dominante Art wird durch seinen massigen Körper zusätzlich unterstützt. „Na Kleines“ sagt er, während er mich fest mit seinen dunklen Augen fixiert, „erkennst du ihn?“ „Äh ich weiß nicht was sie meinen“ antworte ich unsicher und versuche seinem Blick einigermaßen Stand zu halten. „Dein Schal Dummerchen, ich hab dich mit deinem Schal gefesselt. Will ja nicht, dass du ihn wieder irgendwo verlierst.“ Der letzte Satz klingt fast ein bisschen höhnisch.

So stehen wir uns entgegen, er imposant vor mir, ich etwas eingeschüchtert mit gefesselten Armen auf dem Rücken. Er schweigt eine Weile und auch ich sage nichts und versuche auch nicht meine Arme zu befreien. ‚Mach irgendwas, sag irgendwas‘, denke ich mir, sonst sieht er das doch als Einladung an. Ich mache aber nichts und er sieht es tatsächlich als Einladung an. „Ich weiß gar nicht, was deine schlimmeres Vergehen ist“, durchschneidet seine Stimme die Stille und meine Überlegungen. „Dass du so sorglos mit deinen Sachen umgehst oder dass du so sorglos deinen knackigen Körper zur Schau stellst.“ Als er das sagt, senke ich meinen Blick und zum Boden runter. Das muss wie ein Schuldeingeständnis wirken, dabei ärgere ich mich nur wieder selber über mein sexy Outfit. „Von deinen schwarzen Stiefeln will ich gar nicht reden und das hier“, er greift mit der rechten Hand an meine linke Hüfte und zieht den Ansatz meines hellblauen Tangas ein Stück nach oben, „das kann man quasi als Versprechen verstehen. Und Versprechen sollte man halten!“

Ein Versprechen? Wie meint er das denn schon wieder? Ich muss nicht lange rätseln. Seine beiden Hände gleiten vorne in meine Jeans, er zieht etwas daran und schon ist der oberste Knopf offen. Mein Blick ist bei seiner Berührung wieder schlagartig vom Boden hoch zu seinen Augen geschossen. Er guckt mir wieder fest in die Augen, begleitet von einem selbstzufriedenen Lächeln. Dabei hält er meine Jeans immer noch in den Händen. Spätestens jetzt muss ich Einspruch erheben, aber ich tue es nichts, ich bleibe still und schaue ihm von unten fast ergeben an. Er zieht noch mal an der Jeans und der zweite Knopf ist offen. Für ihn ist jeder Knopf ein Genuss oder besser ein Triumph. Genau so zelebriert er es auch. Jeden Knopf einzeln. Schritt für Schritt. Mit langen Pausen dazwischen. Mich dabei taxierend, meine Reaktion studierend. Knopf 3, Pause. Knopf 4, Pause. Knopf 5, Pause. Knopf 6, der Letzte. Meine Jeans ist komplett aufgeknöpft. Der Mann lässt seinen Blick langsam von meinen Augen nach unten gleiten. Betrachtet eine Weile meinen Tanga, von dem er mittlerweile eine ganze Menge mehr sieht. „Darauf trinken wir noch einen“, meint er und nimmt beide Gläser in die Hand. Aus Einem trinkt er selber, das Andere führt er zu meinem Mund und kippt es. Dieser dritte Schluck ist um einiges größer als es mein zweiter war. „Sehr lecker“ sagt er und stellt die Gläser wieder ab. Sein Blick verrät mir, dass er damit nicht den Wein meint …




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