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Was ist eine Naturfotze?

Wenn ich von Zeit zu Zeit im Erotikchat unter dem Namen „Studentin Naturfotze“ unterwegs bin, kann ich mich auf eines verlassen: Nämlich auf die Frage mindestens jedes zweiten Chatpartners: „Was kann ich mir denn unter einer Naturfotze vorstellen?“

„Was stellst Du Dir denn drunter vor?“ ist meistens meine Antwort. Die üblichen drei Theorien sind:
1. Du lässt dich ohne Kondom besamen.
2. Du machst es am liebsten draußen, wo andere zuschauen.
3. Du hast Schamhaare.
Richtig ist natürlich die dritte Variante. Bei den anderen beiden ist wohl eher der Wunsch Vater des Gedanken oder die angebliche Vermutung soll die Erwartung größter Versautheit glaubhaft versichern. Nach diesem Erkenntnisgewinn folgt dann das Lob, man habe schon ewig keine „Behaarte“ mehr gehabt, oder ich werde als „endlich mal eine, die sich dem Rasurwahn widersetzt“ gefeiert, die es schließlich „heutzutage viel zu selten“ gebe.

Ich habe bis zum heutigen Tag in diversen Umkleiden gerade mal zwei Frauen gesehen, die tatsächlich vollständig rasiert waren. Wenigsten ein leichter Flaum oder Streifen bleibt doch bei den meisten stehen. Vielleicht ist das aber auch eine Frage des Milieus. Jedenfalls keine des Alters.
Hartnäckig scheint sich auch das Gerücht zu halten, dass Frauen sich entweder am gesamten Körper oder überhaupt nicht rasieren. Doch, ich rasiere mich überall. Nur nicht zwischen den Beinen.
Ich habe mich auch nie entschieden mein klassisches Dreieck stehen zu lassen; ich habe mich ganz einfach nicht entschieden, es zu rasieren. Daraus mache ich aber weder eine Weltanschauung, noch definiere ich mich darüber.

Warum ich mich dann trotzdem so nenne? In Erotikchat-Kreisen ist es offenbar so selten, Schamhaar zu tragen, dass man als Fetish gilt – nämlich „hairy“ – und das sollte man besser zu früh als zu spät ankündigen, bevor der Chatpartner dieses Mangels gewahr wird und unvermittelt wegklickt. Durch die Ergänzung Fotze sollte außerdem klar sein, dass ich (im Chat) eine unverblümte Sprache schätze und im Zweifel eher devote Tendenzen habe. Der als Kompliment gemeinte Hinweis, das sei ein interessanter Widerspruch zur akademischen Bildung, kommt zwar regelmäßig, verstanden habe ich ihn aber noch nie. Ist Versautheit etwas für Ungebildete? Steht den sogenannten geistigen Eliten nur Blümchensex an? (So wie dem Adel die Arbeit verboten war?) und noch verheerender in der Folge: Halten sich alle meine Chatpartner, die offenbar keine Probleme mit versauten Chats über versauten Sex haben, selbst also nicht für gebildet, kultiviert, intelligent? #kokriterium

Dass ich mich selbst als Fotze bezeichne, wundert die einen, freut die anderen und stört die Ästheten. Meiner (passiven, komnsumierenden !) Porno-Erfahrung nach steht Fotze für eine Frau, die sich gerne sexuell „benutzen“ lässt, hinhält, passiv bleibt und leichte Demütigung verträgt.
Ich bin außerdem eine Fotzenträgerin – in Analogie zum Schwanzträger. Wobei Frauen ihre Geschlechtsorgane im Sprachbild nicht tragen. Eine Fotzenbesitzerin? – Silke, 27, stolze Besitzerin eine Fotze(?). Naja.
Aber zurück zum Thema. Bei wie vielen Frauen über 20 würde man denn ernsthaft von „Muschi“ sprechen? Das klingt süß und niedlich. Meinem persönlichen Sprachempfinden nach trifft „Möse“ es deutlich besser. Pflaume ist unappetitlich, aber das liegt vielleicht daran, dass ich keine Pflaumen mag. In der Schule kannte ich übrigens ein Mädchen, die immer von ihrer „Ulli“ sprach. Seitdem habe ich diese Assoziation jedes Mal, wenn mir eine Ulrike vorgestellt wird. Man sollte also vorsichtig sein bei der Namenswahl für seine Geschlechtsorgane. Im Alltag sage ich natürlich „Scheide“. Das ist neutral und gilt für alles – und hört sich im Übrigen auch ganz unverfänglich an. Früher habe ich meinen Schlitz als „Vagi“ bezeichnet, aber aufgrund seiner Gefräßigkeit und der eher weniger engen Bauweise, finde ich „Fotze“ passender.
„Nicht eng“ ist übrigens auch ein Fetish und heisst „Milf“, oder auf deutsch „ausgeleiert“. Auch wenn ich weder Mutter noch ausgeleiert bin, laufe ich also unter dem Label „hairy Milf“.
Und um die Ausgangsfrage zu beantworten: Eine „Naturfotze“ also das Gegenteil einer „rasierten Teeniemuschi“.




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