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picket fences 1 – Die Neugierde

Die Neugierde

Es war ein grauer und verregneter Tag. Jenes typische Hanseatenwetter, welches nur Verliebte oder waschechte Hamburger genießen können. Ok zugegeben, waschecht bin ich nicht, aber mittlerweile wohnte ich bereits 10 Jahre in der schönsten Stadt der Welt. Also galt ich als Hamburger mit Migrationshintergrund.
Die Arbeit hatte mich ganz schön geschafft und als auch im Fernseher mal wieder nichts Gescheites lief, stöberte ich in einer veralteten Tageszeitung. So saß ich auf dem Sofa, eine Tasse Ostfriesen-Tee in der Hand, eingewickelt in eine Wolldecke und meine Katze auf dem Schoß, die hin und wieder meckerte, weil ich vergaß sie zu streicheln. Mein gesundes Halbwissen, hatte ich zu „gefährlichem Halbwissen“ perfektioniert, und somit reichte es, dass ich die meisten Berichte nur kurz überflog, um später auch bei Politik, Geographie und Lokalem Tratsch mitsprechen konnte. So schummelte ich mich schon durch mein ganzes Leben und vertrat die Meinung, dass Selbstbewusstsein bei völliger Ahnungslosigkeit Gold wert war. Als ich dann die letzte Doppelseite der Zeitung aufschlug sprangen mir die Kontaktanzeigen direkt ins Auge

„Ich maso.-dev. (m., 34 J., sportlich) suche sportliche sad.-dom. Sie (max. 45 J.) mit LLL u. High-Heels-Fetisch für gem. Stunden“

Danach folgten noch die Handynummer des Herrn und seine Emailadresse. Ich starrte eine ganze Weile auf diese drei Zeilen. Eine Gänsehaut überkam mich. Es war gar nicht das „Perverse“ was mich stutzig werden ließ, sondern die notwendige Anonymität die diesen Herrn zu einer solchen Anzeige bewegte. Konnte es wirklich sein, dass man in dieser modernen Zeit sich trotzdem noch mit Vorurteilen herumschlagen muss? Ich kam nicht umhin mich zu fragen, gibt es nicht in der wirklichen Welt für jeden Fuß einen passenden Schuh? Wie sollte man denn da seinen Mr. Big finden? Die Wahrscheinlichkeit liegt schließlich 1:7 Mrd., da ist sogar ein Lotteriegewinn wahrscheinlicher.

Die Tage vergingen, die Wochen verstrichen doch ich stellte mir die Frage schon seit Langem, immer und immer wieder zerschlug ich den Gedanken in meinem Kopf. Doch er verfolgte mich bis in meine Träume – Unterwerfung! Ich kann mir vorstellen, dass viele jetzt an von der Decke herab hängende Frauen, einschneidende Seile und Nadeln denken. Das war noch nie der Fall. Meine Gedanken und Träume kreisten um Fesseln, Kerzen, Grenzen und eine starke Hand die mich auffängt. Immer wieder die Fantasie des vollkommenen fallen lassen, verbundenen Augen und vielleicht dass jemand da ist, der sich einfach mal nimmt was er will. Oder was ihm zusteht.

Merkwürdiger Gedanke sich vorzustellen einem anderen Menschen zu dienen. Allerdings nicht im klassischen Sinne wie Sklaverei in der Antike, sondern eine mentale Abstimmung zweier Personen, einem Dom und seiner Sklavin.
Ich bin eher der Typ Frau der die Dinge selber in die Hand nimmt, es selber macht, damit man weiß dass es richtig erledigt wird. Hohe Ansprüche an meine Mitmenschen und noch höhere an mich selber. Leider bin ich mittlerweile wieder Single. Das ist genau das was die Welt noch braucht, noch eine Single-Frau. Die letzte Trennung war nicht so glimpflich verlaufen und somit hatte ich mir gerade die Zeit mit der Single-Wohnungs-Suche um die Ohren schlagen müssen. Mit Erfolg. My home is my castle and my job is my mission. Ich liebe meinen Job und arbeite eigentlich für zwei Personen. De Ausbildung hatte ich hinter mir und der erste Job war gleich eine tolle Herausforderung. Die rechte Hand des Chefs und viel Verantwortung, Freiraum und viel Stress. Die meisten meiner Freunde würden mich wohl als dominante Person, oder Dickkopf bezeichnen.

In der Schule damals immer engagiert, musikalisch, freundlich und zuvorkommend. Später in der Berufsschule dann ehrgeizig, zielstrebig und diszipliniert. Schon merkwür-dig, dass gerade ich solche Gedanken entwickel. Aber neugierig war ich schon immer. Und da ich keine Ahnung von Peitschen, Bondage und Spanking oder Ähnlichem hatte machte ich mir Gedanken zur Informationsbeschaffung. Meine Freunde konnte ich nicht fragen, wie auch? Mir hallten meine eigenen Gedanken und Vorurteile ja noch im Kopf, als ich die Anzeige in der Tageszeitung gelesen hatte. Also lag das Internet, als anonymes, nicht urteilendes Medium auf der Hand.

Also was mache ich als belesene Frau? Ich recherchiere, und zwar gründlich. In dieser Zeit habe dermaßen viel gelesen, dass ich meine Fortbildungsbücher vor lauter Neugier vernachlässigt, fast vergessen habe. Ich las die bekannteste „Geschichte der O“, dabei musste ich ein paar Mal heftig schlucken weil mir bereits die Röte ins Gesicht stieg. Sah mir unzählige Filme an, nach denen ich den Gedanken von „von der Decke herab hängende Frauen“ nur verstehen kann. Aber ich ließ das Thema wieder fallen, doch mittlerweile weiß ich, dass es nur eine Pause vom Ganzen war. Es kehrte wieder, sicher und bestimmt, sehr bestimmt.
Ich stöberte an einem langen, einsamen und irgendwie gemütlichen Abend, man muss sagen dass ich bestimmt eine Flasche Bordeaux getrunken hatte, durch die Kategorien der Porno Industrie im Internet. Dabei verfiel ich wieder einmal auf mein Thema BDSM zurück. Und fand meinen, ganz persönlichen, Schlüssel zu dieser Welt. Ich sah einen zweiteiligen Film mit einem starken, konsequenten, autoritären Dom und einer wunderschönen, aufrichtigen Sub die immer ein Glitzern in den Augen hatte, sobald er sie nur ansah. Die Frau, seine Sklavin, sprach nicht viel und erst recht nicht ohne Aufforderung, aber in ihr flammte der Wille ihm zu gefallen, ihm Lust zu bereiten. Fasziniert verschlang ich den Zweiteiler, ohne zu bemerken dass ich eine weitere Flasche Bordeaux ebenfalls längst geleert hatte. Ich machte mir Gedanken ob das Thema BDSM & D/s wirklich für mich schon von dem Tisch war. Ich war zu beeindruckt von dem Film und musste mir eingestehen, dass genau in diesem Moment die Befriedigung meiner Gedanken wieder aufloderte.

Ich wollte es nicht bei dieser einseitigen Recherche belassen, ich suchte nach näheren Informationen in meiner Nähe. Etwas Greifbarem. Etwas Handfestes. Nach einer Weile kam mir die zündende Idee. Da ich in hier sozusagen an der Quelle wohne, machte ich einen langen und ausgedehnte Ausflug in meinen Lieblingssexshop. Ich wusste, dass er einen SM-Keller beherbergte, in den ich mich aber zuvor nie getraut hatte. Mein Besuch dauerte sage und schreibe vier Stunden. Langsam und zurückhaltend wanderte ich durch die langen Korridore, den Blick erst schüchtern zu Boden geneigt und dann ausgiebig und bewundernd alle Folterinstrumente und Lustbringer in ihren Einzelheiten betrachtend. Erschrocken und zugleich fasziniert von dem Einfallsreichtum der „Spiegzeuge“. Dabei fiel mir auf, dass wenn es um Folterwerkzeuge ging, die Menschen schon immer grausam und einfallsreich waren. Das Erinnerte mich wiederum an die Sklaverei in der Antike und ich musste schmunzeln.

Vor manchen Gerätschaften blieb ich einige Zeit stehen, musterte sie ganz genau und kam nicht immer sofort auf den Sinn und den Zweck des Instruments, grausam und einfallsreich. Nadelrädchen, Klammern mit gemeinen Zacken, Metallgeräte die aussahen als hätte diese ihren Ursprung in der Zahnmedizin, Gummipuppen mit Latexkleidung und nicht zu vergessen die Reizstromgeräte. Als ich Letzteres betrachtete, ertappte ich mich dabei, wie ich mir vorstellte wie sich so ein Metallstab wohl auf der Haut anfühlen würde. Ob es eher ein kribbeln oder ein stechender Stromschlag wäre?

Anschließend stöberte ich in der lichtdurchfluteten „bunten“ Abteilung des Sexshops, und die Dinge kamen mir, trotz der Ausgefallenheit, langweilig und fad vor. Es ist doch viel interessanter, wenn man an Hand der Dinge eben nicht auf den ersten Blick erkennt was damit angestellt wird. Deshalb war mein Augenmerk auch nicht mehr auf die Spielsachen an sich, sondern mehr auf die Interessenten und Beobachter gerichtet.

Eigentlich hätte ich mich bei den vergangen Besuchen an das unterschiedliche Klientel gewöhnen müssen. Allerdings gibt es keinem anderen Ort auf der Reeperbahn, dem Hamburger Kiez, an dem es so viele unterschiedliche Personen gibt. Da gibt es zum Einen die kichernden Mädchen die sich rosa Vibratoren, mit Häschen und Delfinen, Rotier- und Stoßfunktionen anschauen und sie als süß, knuffig und allerliebst krönen. Dann gibt es die schüchternen, aber zielstrebigen Spießer. Denen es leichter fallen würde die „Pumpe“, zur Vergrößerung seines besten Stückes, zu klauen als sie bei dem homosexuellen Kassierer auf den Tisch zu legen und zu bezahlen. Der bereits gerade erwähnte Kassierer sagt nichts, scannt den Barcode ein, denkt sich seinen Teil, und grinst in sich hinein.

Des Weiteren möchte ich die dominanten, freizügig gekleideten Damen erwähnen, welche sich unglaublich gut in dem Sortiment der über zehntausend Produkte, und der einhundert Regale auskennen. Fast blind sich die interessantesten, aber zeitgleich auch angsteinflößenden Produkte schnappen, wie selbstverständlich zur Kasse gehen, den Kassierer mit Namen begrüßen und sich anschließend mit selbigem über das Wetter unterhalten.

Tja und dann gibt es die Leute wie mich, die interessiert und aufgeschlossen stundenlang durch die düstersten Katakomben der Boutique schlendern. Die sich auch die genauen Hinweise zu den „Latex-Gartenzwergen“ oder der „SM-Barbies“ geduldig durchlesen, und sich am liebsten zu einem Bodage-Kurs anmelden würden, jedoch scheitern, weil sie sich nicht trauen.

Ganz aufgeheizt von den ganzen Eindrücken, beschloss ich mich zu Hause seit Langem wieder mit meinem alten Benutzerprofil auf einer Erotikseite einzuloggen und mich in dem Chat-Raum mit dem Namen „Peitsche“ etwas genauer umzusehen. Mit Erfolgt, wie ich bald feststellte. Ich konnte endlich mal mit jemandem über diese Vorlieben, Gedanken und Fantasien austauschen und nicht gleich wie eine Aussätzige behandelt zu werden.

Es tat wirklich gut auf Gleichgesinnte zu treffen, wobei mich einige Vorlieben er abgeschreckt als angeturnt haben. Es ging um Nadeln, abgebundene Körperteile, einschneidende Seile oder direkte Fesselungen mit Stacheldraht. Alles wahnsinnig skurril. Allerdings habe ich in dieser Zeit eine Menge über mich selbst gelernt. Ich weiß, dass ich ein sehr toleranter Mensch bin und keinesfalls spießig, wie ich früher immer gedacht hatte. Mittlerweile vertrete ich die Meinung, dass nur jeder entscheiden sollte, was er tut, wie er etwas tut und mit wem er etwas tut. Aber genau das ist gar nicht so einfach, wenn mir ständig Außenstehende sagen wollen, was ich zu tun und zu lassen habe. Moral und Anstand sind wohl doch abhanden gekommen, denn neuerdings schmückt man sich nicht mehr damit, sondern mit der nicht vorhandenen, und doch ständig prophezeiten Toleranz gegenüber unseren Mitmenschen.

Wenn ich selbst Akzeptanz, vielleicht sogar ein bisschen Verständnis erwarte, dann kann ich doch nicht im gleichen Atemzug über Individuen urteilen.
Gedankenversunken tauchte ich eines Abends wieder in die Welt der „Peitsche“ ein. Ich unterhielt mich lange Zeit mit „Duke“, ein wie ich bald feststellte, dominanter Herr. Nachdem wir bereits einige Stunden uns ausgetauscht hatten, griffen wir zum Telefon. Als ich das erste Mal seine Stimme hörte, stellten sich blitzartig die kleinen Haare im Nacken auf. Eine Stimme, so warm, so sanft, so hart und so bestimmt. Er wusste genau was er wollte und sprach mit mir offen über seine Vorlieben. Dabei merke ich wie ich schnell schüchtern wurde. Komisch sowas passierte mir sonst selten, aber in diesem Punkt schien ich wohl sehr empfänglich.

Schnell konnte ich Vertrauen fassen, wenn auch noch etwas zurückhaltend. Als er mich nach meinen Fantasien fragte, bat ich ihm einen Text schreiben zu dürfen. Er willigte ein, stellte aber zeitgleich eine Forderung. „Du hast eine Stunde Zeit es zu schreiben, anschließend schickst Du es mir, rufst mich an und liest es mir Wort für Wort vor!“. Ich schluckte, schloss die Augen und akzeptierte seine Bedingung.

Ich schrieb die Zeilen und machte mir zum ersten Mal in meinem Leben keine Sorge um etwaige Vorurteile. Anschließend rief ich ihn an und las vor.

Es ist Samstag wie jeder andere, noch geschafft von der Woche sitze ich auf dem Sofa und lese in meiner Lieblingsbuchreihe. Die Gedanken schweifen in ferne Länder und mystische Zeiten, Vampire, Blut, Liebe und viel Sex. Nach einer Weile sehe ich dass mein Handy blinkt, 3 Anrufe in Abwesenheit, oh Mist… ich rufe schnell zurück. Du nimmst nach dem zweiten Klingeln ab. „Hallo Liebste“, bei dieser Anrede werde ich rot, Du weißt wie sehr ich das mag. Du erzählst mir, dass Du in der Stadt bist und mich gerne sehen möchtest. „19:30 Uhr im Side-Hotel“, noch bevor ich etwas sagen kann, legst Du auf. Nun sitze ich hier, ich weiß nicht einmal was wir tun, gehen wir was essen? Wahr-scheinlich. Gehen wir ins Theater? Kino? Cabaret? Musical? Feiern? – Hamburg hat viel zu bieten.

Es ist 16:30 Uhr, ich entscheide mich in Ruhe duschen zu gehen und meinen Haaren eine Lavendel-Kur zu gönnen, weil ich weiß wie sehr Du diesen Duft an mir liebst. Als ich aus der Dusche steige, blinkt mein Handy erneut. Eine neue Nachricht „hohe Schuhe Liebes!“. Mehr nicht… Ich stehe vor meinem Spiegel und schlinge meine Haare in ein Handtuch, ich creme mich ein und gehe in die Küche. Sollte ich vorher noch etwas essen? Ich schließe den Kühlschrank ohne etwas heraus genommen zu haben. Unverrichteter Dinge gehe ich wieder ins Bad, nehme die Zahnbürste und gehe schon beim Zähne putzen in mein Schlafzimmer. Das große Handtuch lasse ich auf mein Bett fallen, ich stehe nackt vor dem Spiegel. So was ziehe ich nun an. Völlig unbekleidet gehe ich in den Flur und öffne meinen Schuhschrank, nicht gerade weniger Auswahl als in meinem Kleiderschrank. Ich entscheide mich für schwarze Pumps, die sind bequem und im Kino, Theater oder in einem Club tragbar. Ich ziehe die Schuhe an, ich liebe es wenn mein Bein dadurch gestreckt wird und besonders zur Geltung kommt.

Um 17:30 Uhr schaue ich auf die Uhr… ich habe noch genug Zeit… sehr gut. Ich stehe wieder vor meinem Spiegel und überlege was ich anziehen könnte. Jeans? – nein… Bluse? – nein… Das kleine Schwarze? – zu Klischeehaft. Da fällt mir mein Lieblingskleid ins Auge. Es ist Olivgrün, passt toll zu meinen Augen und ist geschnitten wie ein Pilotenkleid der „US-army“, es ist recht kurz für meine Verhältnisse. Ich hänge es an meinen Kleiderschrank und gehe zu meiner Kommode. Langsam ziehe ich meine schwarze Spitzenunterwäsche heraus, ich überlege wie Du sie wohl finden wirst, meine Gedanken quittieren sich mit einem Lächeln. Ich ziehe sehr umständlich den Slip an, nur um die Schuhe nicht ausziehen zu müssen. Der passende BH dazu ist auch schnell gefunden. Ich streife die Schuhe ab. Meine schwarzen Halterlosen, befestige ich heute an einem Spitzenstrumpfhalter aus den 60iger Jahren, er sitzt in der Taille und betont gut meine weiblichen Kurven. Ich schlüpfe in die Pumps und stehe vor dem Spiegel, kritisch betrachte ich mich. Dann ziehe ich langsam mein Kleid an, es sitzt wie eine zweite Haut, hoffentlich gefällt es Dir. Anschließend gehe ich in die Küche und beschließe meiner Nervosität und Vorfreude entgegen zu wirken. Ich öffne meinen Lieblingswein und nehme ein Glas mit zum Küchentisch. Ich schaue aus dem Fenster und frage mich ob es wohl zu „overdressed“ ist… Ich schaue an mir herab, genehmige mir einen weiteren Schluck und gehe, samt Glas, in mein Badezimmer.

Mittlerweile ist es 18:15 Uhr ich trage etwas Puder auf, die Augen schminke ich aus-drucksstark, rote Lippen – fertig. Die Haare föne ich mir Kopfüber. Wenn mich jemand sieht würde er wohl lachen. Ich stehe breitbeinig im Badezimmer, in meinen hohen Pumps und ich beuge mich so vor, dass mein Kopf zwischen meinen Beinen ist. Man könnte ganz bestimmt den Ansatz meiner Strümpfe sehen. Die Haare fallen mir in langen Strähnen lockig über die Schultern. Mein prüfender Blick in den Spiegel stimmt mich zuversichtlich.

Oweia schon 19:00 Uhr, ich schnappe mir meine schwarze Handtasche, meinen Seidenschal und meinen schwarzen Trenchcoat auf dem Weg nach draußen. Mein Handy klingelt, ich nehme ab „Hallo?“, „Liebste, verlass das Haus – Du wirst abgeholt!“. Du legst auf. Ich muss schwer schlucken. Was hat er bloß vor? Ich schaue erneut kritisch unter meinen Mantel, ich sende ein Stoßgebet gen Himmel und flehe darum, dass es Dir gefällt.

Beim Schließen der Haustür fällt mir ein schicker schwarzer Mercedes auf… Die hinteren Scheiben sind getönt. Ich fluche leise weil ich nicht erkennen kann, ob Du Dich dort verbirgst. Ich gehe auf das Auto zu und ein Herr in einem schwarzen Anzug steigt aus, er wünscht mir einen schönen Abend und öffnet die hintere Tür. Ich steige ein. Zu meiner Enttäuschung ist der Wagen leer. Wir fahren auf die Autobahn, über die Elbbrücken und ich genieße den Anblick der Speicherstadt und des Hafens bei Nacht. Wunderschön. Gerade als ich mich meinen Träumereien hingebe, hält der Wagen und der Fahrer öffnet mir die Tür. Ich steige zögernd aus, so viel Aufriss bin ich nicht gewohnt und es schüchtert mich ein. „Er erwartet Sie in der Lobby“ sagt der Fahrer und begleitet mich zum Eingang des besagten Hotels. Ich gehe durch die Drehtür und sehe Dich am Ende der Halle stehen. Meine Wangen werden heiß, ich freue mich sehr Dich zu sehen. Ich gehe langsam auf Dich zu und meine Schritte hallen durch den ganzen Raum. Es ist auf einmal ruhig. Ich sehe Dich, Du strahlst übers ganze Gesicht.

Ich hatte ganz vergessen wie umwerfend Du bist, Deine Augen funkeln. Beim Anblick Deines schwarzen Anzugs atme ich auf, nein ich bin nicht overdressed. Ich schließe die Augen und Du gibst mir einen Kuss auf die Wange, ich atme Deinen Duft tief ein. Deine Hand nimmt die meinige und Du führst mich durch die Halle in ein kleines Restaurant. Langsam öffne ich meinen Mantel, Du nimmst ihn mir ab. Als ich mich zu Dir umdrehe zuckt Deine Augenbraue. Es gefällt ihm, denke ich mir. Als wenn Du meine Gedanken hören könntest sagst Du „Du siehst traumhaft aus!“. Etwas verlegen setze ich mich auf den mir angebotenen Platz.

Wir bestellen eine Flasche Wein und schauen kurz in die Karte. Meine Gedanken sind schon lange nicht mehr beim Essen, eigentlich frage ich mich was Du wohl sagen würdest wenn ich unter dem Tisch ganz langsam meinen Slip ausziehen würde… Ich unterdrücke ein leises Stöhnen. Du erzählst mir von Deinem Geschäftstermin aber mir fällt es so schwer mich auf das inhaltliche zu konzentrieren. Wie aus einem Reflex setze ich mich nahe zu Dir, und lege meine Hand auf Dein Knie. Du schaust mir tief in die Augen und Dein Blick verrät, dass Du bereits ziemlich scharf geworden bist. Wir geben trotz unserer Gedanken die Bestellung auf und essen in Ruhe. Als der Kellner kommt und uns anschließend den Kaffee anbietet, verneinen wir beide zeitgleich. Wir schmunzeln.

Du gehst voran in die Eingangshalle, abrupt bleibst Du stehen, drehst Dich um und grinst mich frech an. Du greifst an meinen Hals und langsam spüre ich wie Du mir den Seidenschal über die Schultern ziehst. Dann stehst Du hinter mir und verbindest mir die Augen. Ich frage mich was wohl die anderen Hotelgäste oder das Personal denken, während Du mich blind durch Gänge, Fahrstühle bis in Dein Zimmer führst. Ich werde immer nervöser. Die Tür fällt ins Schloss, das Klicken war deutlich zu hören.

Ich spüre Deine Hand in meinem Nacken. Dein Griff wird fester und endet in meinen Haaren. Zu ziehst mich langsam, zwar vorsichtig aber dennoch bestimmt auf meine Knie. Der Griff lockert sich und ich spüre wie Du mir zwischen die Beine fast. Dabei entwischt mir ein sehnsüchtiges Stöhnen. Blitzschnell legt sich Deine Hand auf meinen Mund „ich möchte nichts hören, bevor ich es Dir es wieder erlaubt habe, hast Du verstan-den?“ – ich öffne den Mund, schließe ihn jedoch wieder und entscheide mich nur zu nicken.

Deine Hand wandert wieder auf der Innenseite meiner Oberschenkel bis zu meiner heißen Mitte herauf. Unter der Augenbinde schließe ich die Augen, lege meinen Kopf in den Nacken. Gerade in diesem Moment merke ich etwas kaltes zwischen meinen Beinen. Ich zucke zusammen. „Vertraust Du mir?“ – ich nicke. Ein ratschendes Geräusch und ein kühler Luftzug. Bevor ich auch nur den Mund aufmachen kann, sagst Du „ich kaufe Dir etwas Neues – Süße!“. Ich knurre Dich an… Deine Hand wandert an meine nasse Spalte und Dein Finger gleitet langsam und quälend in mich hinein. Dann stoppst Du und nimmst mir langsam den Schal von den Augen. Ich blinzel Dich vorsichtig an. Du lächelst unberechenbar. „Du schaust mir in die Augen, ich will sehen was ich mit Dir anstelle“, mein Blick festigt sich und Deine Finger stoßen hart zu.

Mein Orgasmus nähert sich und beiße mir unnachgiebig auf die Unterlippe um nicht laut aufschreien zu müssen. Du merkst wie schwer es mir fällt und legst Deine andere Hand auf meinen Mund, langsam umfasst Du auch meine Nase. Ich schaue Dich erschrocken, und dennoch scharf, mit großen Augen an. Du lachst. Dann stößt zu noch fester mit 3 Fingern in mich herein.

Ich kann es nicht zurück halten, dass Du mir den Atem nimmst, schaltet meinen Kopf gänzlich aus. Ich schreie meine Lust heraus und komme heftig. Die Wellen legen sich über meinen ganzen Körper, in diesem Augenblick denke ich nicht mehr – ich fühle nur noch…

Als ich wieder zu Luft komme, öffne ich langsam meine Augen und Deine Hand wandert an meinen Mund. Genüsslich lecke ich jeden einzelnen Finger ab, ich schmecke gut. Süßlich und unglaublich lustvoll. Ich küsse Dich, sehr intensiv und ich merke wie Dich mein Geschmack nur noch wilder macht…

Als ich geendet hatte, schwieg ich. Der Kloß in meinem Hals fühlte sich an wie ein eine Wasser-melone. Ich hörte ihn nur schwer atmen, dann ein Seufzen und ein hörbares Schmunzeln. „Ich bin stolz auf Dich -meine- Kleine!“. Dieser Satz rührte mich zu Tränen und ich fragte mich wann ich wohl das letzte Mal auf mich stolz gewesen bin, nach einiger Zeit des Grübelns, entschied ich dass es viel zu lange her war.




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